Fischers Fritz
Die beständigste kulinarische Speerspitze und viele Jahre das einzige mit zwei Sternen gekrönte Restaurant Berlins ist nach wie vor die erste Adresse für Freunde exklusiver französischer Küche, denn die ist das Steckenpferd von Küchenchef Christian Lohse.
Doch der Meisterkoch beweist auch, dass Tradition und Innovation durchaus „Hand in Hand“ gehen können – und das nicht nur, indem er medial wirksam japanische Onsen-Eier mit mediterranen Aromen à la Nyons-Oliven, Salz-Kapern und Anchovis kombiniert, sondern weil er auch modernen Küchentechniken gegenüber offen ist, sofern sie für ihn Sinn ergeben.
Die eigentliche Überraschung des Lokals ist die silberne Hummerpresse mit dem die Haus-Spezialität „Homard à la presse“ zubereitet wird. So eine Hummerpresse ist selten, sehr selten sogar, denn es gibt weltweit nur 5 Stück davon. Gepresst werden die Karkassen des Hummers, um mit dem so gewonnenen Sud der eigentlichen Sauce einen kräftigen, köstlich-aromatischen Krustentier-Geschmack zu verleihen. Die Kraft, die dieser ausgepresste Sud hat ist überwältigend. Der Prozedere bei Tisch, bei dem die Karkassen gepresst und die Sauce zubereitet werden, kann schon mal gut 20 Minuten in Anspruch nehmen, was die Vorfreude auf den Genuss steigert. Die Hummerpresse wurde 1985 von der Pariser Silberschmiede Christofle aus 27 Kilo reinem Silber in mehr als 150 Arbeitsstunden gefertigt und ist ein Meisterstück handwerklicher Kunstfertigkeit. Das Hummer-Gericht selbst ist zwar traumhaft gut, aber kein Kunstwerk – das kulinarische Erlebnis hingegen wahrhaft einzigartig.
Die Stilistik der Küche ist etwas für Freunde der Französischen Küche, denn kaum woanders in Berlin - wenn nicht ganz Deutschland - wird die französische Grand Cuisine vollendeter und traditioneller praktiziert, wie hier im Fischers Fritz. Bewundernswert ist dabei nicht zuletzt die beständige Konstanz, mit der die Küche von Christian Lohse die feinsten Gourmandisen auf die Teller zaubert. Die Kraft der Aromen, die klar gestalteten Teller und die präzise Line der Kombination von Zutaten bilden dabei die Grundlage für eine Haute Cuisine, die in dieser Form (mittlerweile) leider auch in Frankreich selten geworden ist. Schade eigentlich, denn es handelt sich dabei um nichts anderes, als ein kulinarisches Erlebnis, das immer wieder für Hochgenuss sorgt.
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