Gasthaus zur Dankbarkeit
Seit vielen Jahrzehnten ist das Gasthauses "zur Dankbarkeit" Garant für eine verfeinerte pannonische Regionalküche, die fast ausschließlich aus Produkten des Seewinkels und des Burgenlandes zubereitet wird. Das urige Gasthaus bietet dafür nicht nur den richtigen architektonischen Rahmen, sondern mit seiner Lage in Podersdorf am See auch das richtige Umfeld. Doch nur wenige der zahlreichen Gäste, die sich hier an Zander aus dem Neusiedlersee, Gänsen aus dem Seewinkel oder Gemüse aus Wallern laben, wissen um die Herkunft des Namens - denn dieser ist genauso wenig zufällig entstanden, wie die Küche.
Alles begann nach dem Ersten Weltkrieg. Der Großvater des heutigen Patrons Josef Lentsch hatte im Krieg und der anschließenden Inflation sämtliches Hab und Gut verloren. Alle Ersparnisse, die er sich als Kellner in Wien erworben hatte, hatten sich in Luft aufgelöst. Damals schwor er sich, sollte er trotz allem jemals seinen Traum verwirklichen können, nämlich in seinem Heimatort Podersdorf ein eigenes Wirtshaus zu eröffnen, dann sollte es "zur Dankbarkeit" geheißen werden. Tatsächlich schafte er es mit unermüdlichem Fleiß und Arbeitseinsatz schon im Jahre 1924 den heutigen Gasthof zu erwerben und machte sein Versprechen wahr. Sein Sohn hatte das Haus bereits vergrößert und der heutige Patron Josef Lentsch ließ die alten Stuben mit den schönen Kachelöfen liebevoll restaurieren. Das alte Gemäuer bildet heute den Rahmen für das ursprüngliche Mobiliar, das lediglich aufgearbeitet, nicht aber ruiniert wurde. Die großzügig gestellten Tische lassen den Gästen genug Luft zum Atmen. Kein Pusta-Kitsch und kein Nippes stören das Ambiente, das seinen Reiz durch eine fast schon elegant wirkende, dennoch rustikale Schlichtheit erfährt. Fast scheint es so, als wollte man hier dem Vorbild italienischer Restaurants folgen, wo man bekanntlich die Ansicht vertritt, dass die Gäste und die Speisen im Mittelpunkt des Geschehens stehen sollen und nicht die Räumlichkeiten. Bei schönen Wetter sitzt man im Schatten der gewaltigen Kastanien und Nussbäume im Garten und lässt sich zum Beispiel die pannonischen Vorspeisenvariationen schmecken, die - immer wieder anders, aber immer saisonal - zusammengestellt werden (Tipp: wenn sich die Gelegenheit bietet, dann sollte man sich die marinierte Kalbszunge mit Eierschwammerln nicht entgehen lassen).
In der "Dankbarkeit" spielen seit ihrem Bestehen die pannonischen Aromen die Hauptrolle. Insbesondere zu Martiniloben wird das Haus regelrecht überrannt, wenn es seine weit über die Grenzen des Seewinkels hinaus berühmten Gänse auftischt. Ein weiterer Klassiker des Hauses ist die Jiddische Hühnerleber, ein feines Mousse mit deutlicher Zwiebel-Knoblauchnote das durch den speziellen Neusiedler Majoran seinen typischen Geschmack erhält. Dazu sollte man eigentlich eine der famosen Beerenauslesen aus dem familieneigenen Weingut genießen, doch weil die Jiddische Hühnerleber meist als Vorspeise genossen wird machen das (bedauerlicher Weise) die wenigsten Gäste.
Aufgrund ihrer beständigen Leistung und ihrer unverkennbaren Stilistik erfreut sich die Dankbarkeit zahlreicher Stammgäste, die heutzutage nicht nur aus dem fernen Wien hierher pilgern, sondern auch aus Bratislava, Györ und Budapest kommen. Wer glaubt, dass er hier eine handfeste Küche nach Ungarischer Art vorgesetzt bekommt, der irrt. Die Dankbarkeit hat ihre ganz eigene Handschrift und bezieht - wie es die Region mit ihren Jüdischen, Alt-Deutschen, Italienischen, Serbischen und vor allem Kroatischen Einflüssen erlaubt - unterschiedlichste Elemente ein und kreiert etwas unverkennbar Eigenes. So wird beispielsweise ein kross gebratener Zander mit gebratenem Salat und einer Balsamico-Reduktion aufgetischt oder eine saftige Entenbrust von Erbsenpürre und Erdbeer-Minze-Salsa begleitet. Nur eines sind die Gerichte immer: authentisch und gradlinig. Und das wird, obwohl sich die Küche immer wieder Neues einfallen lässt, sicherlich auch zukünftig so sein - der Dankbarkeit wegen.
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