Hotel Sacher
Das alt-ehrwürdige Hotel Sacher Wien wurde 1876 von Eduard Sacher, dem Sohn des Erfinders der Original Sacher-Torte eröffnet. Edurad Sacher wurde nachgesagt, der größte Gaumenschmeichler Wiens gewesen zu sein, so sehr wurden seine süßen Sünden geliebt und geschätzt. Als Sohn des wohlhabenden Delikatessenhändlers Franz Sacher genoss er auch eine vorzügliche Ausbildung, doch er wusste diese auch zu nutzen. So etablierte er als erster Wiener Restaurator die Chambres séparées, welche er in Paris kennen gelernt hatte. In diesen konnte man in diskreter Atmosphäre soupieren, politisieren und Geschäfte abwickeln, meist wurden sie aber für diskrete Flirts und sonstige amouröse Abenteuer aufgesucht und nicht zuletzt dadurch schnell zum Gesprächsthema Nr. 1 im biedermeierlichen Wien.
Die eigentliche Epoche des Nobel-Hotels begann erst, als 1880 Eduards Frau, die 21-jährige Anna Sacher, das Kommando im Haus übernahm. Vor allem ihr verdankt das noble Hotel seinen legendären Ruf. "Der Herr im Haus bin ich!", soll die Grande Dame der Sacher-Dynastie gesagt haben, die eine ausgeprägte Vorliebe für edelste Zigarren hatte.
Seit 1934 ist das Hotel im Privatbesitz der Familie Gürtler, deren großes Anliegen es ist, die Tradition des weltberühmten Hauses zu erhalten und weiterzuführen. Und auch heute wird das noble 5-Sterne Deluxe Hotel von zwei engagierten Damen - den Eigentümerinnen Elisabeth Gürtler und Alexandra Winkler - mit viel Liebe und Sorgfalt geführt.
Von Beginn an war das Sacher ein Treffpunkt der High Society, vor allem aus Kunst und Kultur; und das sicher nicht nur deshalb, weil es genau hinter der weltberühmten Wiener Staatsoper liegt. Eine Institution des Hauses war sicherlich Marcel Prawny, der viele Jahre im Hotel Sacher wohnte; doch gaben sich hier auch Größen wie Leonard Bernstein, Jose Carreras, Placido Domingo, Herbert von Karajan, Caterina Valente, Udo Jürgens und sogar Königin Elizabeth von England die Ehre.
Aber nicht nur das noble Luxushotel mit seinem unvergleichlichen Charme machte den Namen "Sacher" weit über die Grenzen des Landes Österreich berühmt; noch bekannter ist sicherlich „Die Original Sacher-Torte“, die berühmteste Torte der Welt. Allerdings wurde sie gar nicht im Hotel Sacher erfunden, sondern bereits 50 Jahre vorher, genauer im Jahre 1832; Eduard Sacher (der Sohn Franz Sachers, eigentlicher Erfinder der Sachertorte) schrieb hierzu im Jahre 1888:
„Die Sachertorte ist eine Erfindung meines jetzt noch lebenden Vaters (Franz Sacher). Er hat die Torte als junger Koch Eleve zusammengestellt und wurde selbe beim alten Metternich, wo mein Vater die Kochkunst erlernte, vor 56 Jahren auf die Tafel gesetzt, fand allgemeinen Beifall und trug ihm sehr viel Lob des Fürsten ein. Seit dieser Zeit ist diese Torte, als sich mein Vater etablierte, fort erzeugt worden und kann von keinem Koch oder Zuckerbäcker nachgeahmt werden. Der Beweis ist, dass diese Torte von mir täglich auf den Tische Ihr. Mayestät u. dem h. Kronprinzenpaare steht. Man findet sie in ganz Wien, in allen größeren Städten, kurz überall am Speiszettel als eine bekannte Spezialität. Es arbeiten bei mir vier Leute in einer eigens eingerichteten Küche, Tag und Nacht, das ganze Jahr hindurch und manchen Tagen werden werden 200 bis 400 Torten von 1 fl. bis zu 6 fl. (fl=Gulden) verkauft und verschickt. Nach Paris, Berlin, London und auch übers Meer gehen „Sachertorten“.“
Angesprochener Franz Sacher wurde 1816 als Sohn eines fürstlich-schwarzenbergschen Gutsverwalters in Wien geboren und begann als Kocheleve im Hause des berühmten Wenzel Clemens Fürst Metternich. Im Jahre 1832 erteilte dieser den Befehl für seine kulinarisch verwöhnte Gesellschaft ein besonders wohlschmeckendes Dessert zukreieren: “Dass Er mir aber keine Schand’ macht, heut Abend!“ Da aber sein Chefkoch zu diesem Zeitpunkt krank im Bett gelegen haben soll, landete der Auftrag beim damals erst sechzehnjährigen, im zweiten Lehrjahr stehendem Franz Sacher. Was sich nun genau zugetragen hatte, ist nicht überliefert; Tatsache ist aber, dass der Lehrjunge die grandiose Torte kreierte, welche bei den Herrschaften letztlich außerordentlichen Beifall genoss.
Als bereits ausgelernter Koch diente Franz Sacher später in der gräflichen Familie Esterhazy, ehe er Küchenchef im Pressburger „Adeligem Casino“, dem Speisesaal der Offiziere und danach im Budapester Kasino wurde. Getrieben von den Folgen der Revolution 1848 und dem neu aufkeimenden Nationalismus beschloss Franz Sacher Ungarn zu verlassen und eröffnete im Jahre 1849 einen Delikatessenladen an der Ecke Weihburggasse/ Rauhensteingasse. Schon bald gehörte es zum guten Ton bei Franz Sacher einzukaufen und seine Kunden stammten aus den vornehmsten Häusern Wiens. Als wohlhabender Kaufmann ermöglichte er seinem Sohn Eduard Sacher die bestmögliche Ausbildung in Paris und London. Dieser eröffnete das Hotel Sacher, von wo aus die Torte seinen siegeszug um die Welt antrat. Heute wird die zart-schmelzende Schokoladentorte mit ihrer einzigartigen Glasur in nahezu alle Länder der Welt versendet und ist damit einer der wichtigsten kulinarischen Botschafter Österreichs.
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