O’Russ (la fonte della trippa)
Wer sich die Mühe macht und das Zentrum Neapels verlässt, der wird bei Aniello Daniele mit einem urigen Ambiente, herrlich-einfachem Schankwein und einer einzigartigen Skurrilität belohnt, die in dieser Form (fast) nur in Neapel zu finden ist. Innereien aller Art sind in ganz Italien beliebt, doch hier isst man ein Gericht dessen Namen im Dialekt o’pere o’musso genannt wird.
Nun, genau genommen handelt es sich dabei nicht um ein Gericht, zumindest nicht um eines nach unserer Vorstellung – aber immerhin um eine Spezialität, die man unbedingt verkosten sollte, wenn man in der Stadt weilt. Gemeint sind mit „pere“ Schweins- oder Kalbsfüße und mit „musso“ die Schnauze von ebendiesen. Meistens werden Schweinsfüße und Kalbskopf miteinander kombiniert; man kocht sie in Wasser, lässt sie erkalten und serviert sie fein aufgeschnitten in Papier mit etwas Zitronensaft und Salz gewürzt als Imbiss. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber in Neapel schwört man darauf.
Bei O’Russ – der angesagtesten Destinationen für diesen urigen Schmaus – werden in der Glasvitrine auch noch andere gekochte Köstlichkeiten angeboten: Euter, Hoden und Kutteln nämlich. Allesamt ebenfalls nur gekocht und mit Zitronensaft und Salz gewürzt. Das Lokal liegt abseits aller bekannten Pfade und ist nicht leicht zu finden, weil es versteckt in einer Seitengasse liegt, doch ein Besuch lohnt unbedingt, denn die kulinarische Erfahrung ist einzigartig. Übrigens: O’Russ ist noch eine vornehme Adresse für dieses archaische Erlebnis, denn die Köstlichkeiten werden hier in einer separaten Küche und nicht inmitten des Lokals gekocht, wie das in urigen Buden dieser Art üblicher Weise der Fall ist und für den speziellen „Tripperia“-Geruch sorgt.
Follow Contadino