Bier ist seit Jahrhunderten das Salzburger Getränk; ein ganz wichtiger Punkt in der Biergeschichte war die Vermählung des Bieres mit dem Hopfen zur geschmacklichen Verbesserung. Tatsächlich wird schon im 12. Jahrhundert das Handwerk der Bräuer („praxator“, „bruvvo“) in Salzburg urkundlich belegt. Die ältesten Hopfenanbaugebiete des ehemaligen Salzburgs sind das – heute in Bayern liegende – Rupertiländchen sowie Teile des angrenzenden Tirols, wo noch heute Orte mit Namen wie z.B. „Hofengarten“ liegen. Ende des 12. Jahrhunderts wurde von vielen Bauernhöfen rund um die Salzach neben vielen anderen Abgaben auch Hopfendienste an das Stift St. Peter geleistet. Das Stift St. Peter schenkte übrigens auf Anweisung des Erbischof Eberhard II alljährlich, an drei bestimmten Tagen, Klosterbier „nach freiem Begehr“ an die Armen aus.
Im Jahre 1460 wurde dann von Erzbischof Siegmund von Wolkendorf die erste Brauordnung im Lande Salzburg erlassen. 1463 beschlossen dann Stadtrat und die Gemeinde Radstadt, dass Bier wegen der ständigen Feuergefahr nur außerhalb der Stadt gebraut werden durfte. Im 15. Jahrhundert zählte man in der Stadt Salzburg bereits sieben Brauereien - bei damals nur etwa 15.000 Einwohnern (zum Vergleich: heute hat Salzburg fast zehnmal so viele Einwohner, doch gibt es nur mehr drei Brauereien). Eine der bekanntesten Brauereien der Stadt, nämlich die Stiegl-Brauerei wurde im Jahre 1492 gegründet. Und Hans Sachs berichtete in seinem 1549 veröffentlichten „Lobspruch der Stat Saltzburg“: „Auch het man da guet kaltes Bier!"
Die Salzburger Erzbischöfe, zumeist unter chronischer Geldnot leidend, nützten die Brauereien als ergiebige Einnahmequelle reichlich aus und behielten sich deshalb die Braurechte vor. Das erzbischöfliche Biermonopol wurde erst im Jahre 1803 aufgehoben! Die Salzburger Bürger waren jedoch über die zumeist nicht zufriedenstellende Qualität der Klosterbiere erzürnt und belegten diese mit Hohn und Spott. Man hielt sich lieber an das Bier der bürgerlichen Privatbrauereien, die ihr Bier in kühlen Kellern lagerten und ausschenkten.
Ein für die Geschichte des Bieres bedeutender Erzbischof war Leonhard von Keutschach, der um die Wende zum sechzehnten Jahrhundert in Salzburg oberster Kriegsherr, aber auch oberster Braumeister war. Er war im Übrigen einer jener Erzbischöfe, die das Braurecht sehr für sich beanspruchten. So zwang er z.B. alle Wirte dazu, Bier nur von seinen Hofbräuhäusern zu beziehen.
Im Jahre 1664 gab es im Erzstift Salzburg insgesamt 95 bürgerliche Brauereien. 1746 kam es aber zu einem regelrechten Bierkrieg, den Anlass hierfür lieferte eine neue Brauverordnung von Erzbischof Jakob Ernst. Während des „Bierkrieges“ weigerten sich alle Bräuer vier Wochen lang Bier zu sieden und erklärten: „dem Herrn Erzbischof in allem lieber 20.000 Gulden zu geben, als mit solchen Regeln Bier zu sieden, die sie alle an den Bettelstab brächten.“
Man konnte sich schließlich dann doch einigen und das Salzburger Bier wurde zudem seit damals auch qualitativ besser. Im 19. Jahrhundert gelangte das Salzburger Bier dann endgültig Ruhm und Ehre, ja es wurde sogar weltberühmt. Man hatte von den Bayrischen Braumeistern gelernt und inzwischen ähnliche Qualitäten zu brauen verstanden, allen voran die noch heute so bekannte Stiegl-Brauerei mit ihrem vollmundigem „Stiegl-Bier“ und das Kloster Mülln mit seinem etwas stärker eingesottenen „Augustiner Bräu“.
Nach Aufhebung des Biermonopols und des Zunftwesens sowie der Einführung der Gewerbefreiheit (im Jahre 1860) entwickelten sich einige Kleinbetriebe infolge technischer Errungenschaften und Neuentwicklungen zu industriellen Großbetrieben, andere wie die traditionsreiche Brauerei Kaltenhausen hingegen konnten sich nicht recht entwickeln. Gab es im Jahre 1854 noch 80 Brauereinen, so sank der Stand im Jahre 1880 auf 58. Nur wenige kleine Landbrauereien, wie z.B. Obertrum, konnten sich durch besondere Qualität behaupten. Bis 1927 sank der Bestand weiter, von fünf auf drei in der Stadt Salzburg selbst und von 54 auf elf am Land. Heute gibt es im Lande Salzburg noch 8 wichtige Brauereien unter denen sich so bekannte Namen wie die Stiegl Brauerei, Augustiner/Kloster Mülln oder Trumer Pils wiederfinden.
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