Weihnachten im Salzburger Land
Die Weihnachtszeit ist in der Stadt und vor allem im Land Salzburg eine besondere Zeit. So verwandelt sich die barocke Stadt geradezu in die Bühne eines Märchenspiels und verzaubert die Sinne. Verschneite Fassaden werden mit Fichtengirlanden und roten Bändern festlich geschmückt, Christbäumchen säumen die Plätze, hinter den Fenstern brennen Kerzen, wenn sich die Dämmerung früh über die Stadt legt und der Duft von Zimt, Nelken, Sternanis, Orangen, Bratäpfeln und Glühwein lässt es einem warm ums Herz werden.
Weihnachten in den Bergen ist eine stille Zeit, eine Zeit der Besinnung, der Familie, des Atemholens. Fernab jeglicher Hektik wird in den Gebirgstälern das Holz für die gemütlichen Kachelöfen hereingeholt, das man über Sommer und Herbst mühevoll eingeholt und gelagert hat. Und während das Feuer in Ofen, Kamin oder auch Herd leise knisternd vor sich hin lodert findet man Zeit für die einfachen Vergnügungen des Advents.
Traditionell sitzen die Familien zusammen, erzählen sich Geschichten, erfreuen sich an gerösteten Kastanien und Bratäpfeln. Andere wandeln durch die tief verschneite Winterlandschaft, um sich später bei Jagatee und Glühwein aufzuwärmen. Einzig ein paar Perchten stören den Frieden und lassen sich nur durch Schnaps, Speck oder kleine Spenden abwimmeln.
Heimlich werden kleine Geschenke für Weihnachten vorbereitet und in der Küche bereitet man Kletzenbrot, Krapfen oder sonstiges Brauchtumsgebäck zu. Neben der wunderbaren Winterlandschaft ist es ein besonderes Erlebnis hinauf auf den Salzburger Mönchsberg zu schlendern, um den herrlichen Blick auf die festlich erleuchtete Stadt genießen zu können.
Ein Genuss für alle Sinne ist der Salzburger Christkindlmarkt, sicher einer der schönsten von Österreich, vor der atemberaubenden Fassade des Salzburger Doms gelegen. In speziell entworfenen hölzernen Marktständen bieten Kunsthandwerker, Zuckerbäcker und andere Händler ihre Waren an, hier findet man z.B. handgestrickte Strümpfe aus Salzburger Schafwolle, Bienenwachskerzen, hölzernes Kinderspielzeug oder feines, mundgeblasenes Glas.
Am Vorabend des ersten Adventsonntags findet das Turmblasen statt, das sich Woche für Woche bis zum Weihnachtsabend wiederholt. Auf den hohen Türmen des Doms sowie auf den Kirchtürmen der kleinen Dörfer stehen Bläsergruppen, die auf Waldhorn und Posaune weihnachtliche Weisen blasen.
Der Hl. Abend ist ein Fasttag. Streng genommen sollte bis Sonnenuntergang nicht gegessen werden! Dieser Brauch ist einer schwer arbeitenden bäuerlichen Bevölkerung natürlich nicht wirklich zuzumuten; denn ist der Hl. Abend auch beinahe schon ein Feiertag, so wollen z.B. die Kühe doch gefüttert und gemolken werden.
Eine der traditionellen Arbeiten an diesem Tag ist auch das Messerschleifen. Alle Küchengeräte sollen vor den Weihnachtsfeiertagen in bestem Zustand sein, schon deshalb, weil in früheren Zeiten um Weihnachten meist geschlachtet wurde. Damals wurden sämtliche Messer des gesamten Haushaltes geschärft, zumeist am Ufer eines Gebirgsbaches, der das Schleifrad antrieb. Kam der Schleifer nach seiner Arbeit recht durchfroren ins Haus, wurde ihm das sogenannte Bachlkoch (der Bachltag ist der Tag des Heiligen Abends), ein reichhaltiges Gericht aus Mehl, Eiern, Milch und viel Honig serviert. Heute ist das Bachlkoch allerdings vor allem eine Leckerei für Kinder. Für die Erwachsenen besteht die Mittagsmahlzeit vor dem Hl. Abend meist aus Kletzenbrot und einer Spezialität des Pinzgaus und Pongaus, dem sogenannten „Blaukas“. Blaukas ist ein Magerkäse, der mit Edelpilzkulturen geimpft in langen Wochen zu seiner von Kennern geschätzten Konsistenz und Farbe reift. Jeder Salzburger Feinschmecker, der auf sich hält, hat seinen eigenen Blaukas-Lieferanten. In Lebensmittelgeschäften wird man ihn jedoch kaum finden.
Nach einer kleinen Bescherung läuten die Glocken zur Christmette. Warm eingemummt sieht man die Familien mit Fackeln zur hellerleuchteten Kirche ziehen. Hier feiert man mit Weihnachtsliedern im Schein unzähliger Kerzen den heiligen Abend. Auch das wohl berühmteste Weihnachtslied der Welt „Stille Nacht, Heilige Nacht“ wurde das erste Mal während einer solchen Christmette gesungen. Besonderes stimmig ist die Mitternachtsmette im Stille-Nacht-Kirchlein in Oberndorf.
Die traditionelle Salzburger Mettensuppe ist als wärmende Mahlzeit nach dem eisig-kalten Heimweg von der Christmette gerade das Richtige, zudem hat das Fasten nach der Christmette ein Ende und man freut sich daher umso mehr auf die kräftigende Brühe und vor allem auf den köstlichen Schmaus in Form von einer fetten Weihnachtsgans, die dann am Christtag die Tafeln ziert.
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