Waldviertler Graumohn g.U.
Waldviertel-Kenner wissen, was der Juli bedeutet und wofür er im Waldviertel mit seinem Namen steht: Es ist die Zeit des alljährlichen, womöglich schönsten optischen Naturschauspiels, wenn die Mohnfelder miteinander um die Wette blühen in warmem Rot, sattem Lila und leuchtendem Weiß und die Region in Niederösterreich in eine märchenhafte Kulisse verwandeln.
Zum Augenschmaus gesellt sich aber natürlich ein kulinarischer. Das Aushängeschild unter all den köstlichen Waldviertler Mohnsorten ist dabei der Graumohn, bei dem so manchem Feinschmecker vor lauter Vorfreude, Begeisterung und Verehrung die Worte fehlen… Denn der Waldviertler Graumohn, der ist nicht einfach eine Blume, sondern eine ganz besondere Spezialität, die man in der Region mit schier unendlichen Rezeptkreationen zu würdigen weiß: Ob Mohnzelten und -tatschkerln, -knödel, -nudeln und –strudel, Mohnöl, Mohntorte… Da wird jeder zum Mohnliebhaber.
Das Waldviertel und der Mohn: Ein Dreamteam!
Waldviertler Graumohn gehört zu den Schlafmohn- bzw. Ölmohnsorten und ist als Schüttmohn bekannt. Ist er reif, machen sich die Felder durch ein rasselndes Geräusch bemerkbar, öffnen sich die Samenkapseln und symbolisieren: Erntezeit! Die Region und der Waldviertler Graumohn passen optimal zueinander, so viel ist klar. Graumohn liebt unkrautarme, sorgfältig vorbereitete Böden; dafür eignen sich die oft kargen Waldviertler Äcker besonders gut. Unter den örtlichen Bedingungen kann der Graumohn nur langsam wachsen, was durchaus zum Vorteil wird: Die nierenförmigen grauen Mohnsamen werden dadurch besonders groß und haben einen bemerkenswert hohen Ölgehalt. Der Graumohn hat eine hellgrauer Samenfarbe und einen sehr feinem Mohngeschmack. Er wird nur regional angebaut (Wald- und Mühlviertel) und ist aufgrund einer dünnen Samenschale empfindlich bei maschineller Ernte. Er kann daher nur mit speziell adaptierten Mähdreschern geerntet werden. Graumohn eignet sich aufgrund seines sehr feinen Mohnaromas hervorragend für alle Mehlspeisen und Desserts (Mohntorten, Mohnkuchen, Mohnnudeln, Mohnzelten,…).
Übrigens kann der kostbare Mohn auch auf ein ordentliches Stück Geschichte verweisen. Schon im 13. Jahrhundert wurde die wundersame Blume, die offenbar von Mönchen importiert wurde, im Waldviertel als Heil- und Ölpflanze angebaut. So ist im ältesten Urbar des Stiftes Zwettl, nämlich das Urbar des Abtes Ebro von 1280, festgehalten, dass in der Region Zwettl schon damals Mohnanbau betrieben wurde und sogar an der Londoner Börse war er bis zum Jahre 1933 notiert.
Neben dem Klassiker Graumohn werden aber auch weiß- und blausamige Mohnsorten kultiviert. Besonders der Weißmohn ist eine Mohnspezialität für sich, die von vielen nicht nur wegen der hellen Farbe sondern wegen des nussartigen Geschmacks geschätzt wird. Wer Mohn in all seinen Geschmacksnoten genießen möchte, muss unbedingt im Waldviertel in Niederösterreich einkehren und die köstliche Vielfalt der regionalen Spezialität selbst erleben.
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