Saarland
Mir wisse, was gudd iss - auf die Saarländer trifft diese Aussage sicherlich zu, vor allem, wenn es um die Kulinarik geht. Die Gerichte sind deftig, aber stets raffiniert. Eintöpfe, Kartoffeln, Sauerkraut, Wurst und Fleisch aus Hausschlachtungen spielen eine wesentliche Rolle und auch Frankreich als Nachbar hat im kleinsten Bundesland Deutschlands kulinarische Spuren hinterlassen.
Kohlenhydratreich musste sie sein, zudem kostengünstig und einfach herstellbar: die traditionelle, saarländische Küche wurde vor allem durch den einstigen Bergbau und die Landwirtschaft geprägt. Es sind diese Rahmenbedingungen, die die Geburtsstunde und den Erfolgszug der "Grumbeere" einleiteten. Moment mal, Grumbeere? Eine besondere Beerensorte? Nein, weit gefehlt: als Grumbeere wird im Saarland der Liebling der Saarländischen Küche bezeichnet - die Kartoffel. Kredenzt haben die kreativen Landwirte daraus allerlei herzhafte Rezepte wie beispielsweise das Dibbellabbes, das aus Kartoffeln und Dörrfleisch besteht. Von einem original saarländischen Dibbelabbes spricht man, wenn die Kartoffelmasse im gusseisernen Dibbe, also Topf, im Ofen gegart wird. Auf Stadtfesten werden die Zutaten in großen Pfannen angebraten und zusammen mit Apfelmus serviert. Weitere Kartoffelspezialitäten sind Hoorische (Kartoffelklöße), Gefillde (gefüllte Kartoffelklöße), Geheirade (also Verheiratete, Mehlklöße mit Kartoffeln und heller Specksoße) und Schneebällchen (lockere, luftige Kartoffelklöße). Wie in den Nachbarregionen, besonders dem Elsass, spielt außerdem das Sauerkraut als Beilage eine wichtige Rolle. Verfeinert werden die simplen Mahlzeiten oft mit einer Speck-Sahne-Soße, die früher für die optimale Kalorienanzahl der Arbeiter sorgte.
Kein Stadtfest findet zudem ohne Schwenkbraten statt, der auf einem selbstgebauten, dreibeinigen Grill, dessen Rost "geschenkt" werden kann zubereitet wird. Das marinierte Schweinenackenstück ist fester Bestandteil von Feierlichkeiten. "Der Mensch denkt, Gott lenkt – der Saarländer schwenkt", so das Motto. Im Saarland ist ein Sommer ohne Schwenkbraten undenkbar.
Die Brühwurst ist eine Saarländer Spezialität, die deutschlandweit sowie in Österreich und der Schweiz beliebt ist. Der Name stammt aus der französischen Stadt Lyon, aus der das Original-Rezept stammt, überraschenderweise jedoch heißt die Lyoner Wurst in Frankreich allerdings Cervelas. Sie besteht aus gepökeltem Schweinefleisch, zum Teil mit Rindfleisch gemischt und Rückenspeck. Für den fein-würzigen Geschmack sorgen je nach Rezept weißer Pfeffer, Kardamom, Kurkuma, Muskat, Koriander, Knoblauch und Ingwer und je nach Region wird sie heiß oder kalt, als Fleischsalat oder Aufschnitt mit oder ohne Einlage, wie die Paprika-Lyoner, gegessen. Und was isst man dazu am liebsten? Natürlich, ein Kartoffelgericht - in diesem Falle „Kerschdscher“. Das sind rohe Kartoffelwürfel in heißem Fett gebacken bis sie braune Krusten, eben „Kerschdscher“, haben.
Typisch saarländisch ist auch der aus dem Saargau stammende „Viez“, ein Apfelwein. Auch Obstbrände werden heute noch reichlich gebrannt, der Saarländer trinkt aber ebenso gerne Bier und guten Wein, der an der saarländischen Obermosel angebaut wird. Und apropos süßes Saarland: Verschiedene herzhafte Suppen werden gerne zusammen mit süßen Obstkuchen gegessen. Häufige Kombinationen sind beispielsweise Kartoffelsuppe mit Apfelkuchen oder Bohnensuppe und -eintopf mit Pflaumenkuchen.
Letztlich kann das Saarland auch mit köstlichen Weinen den Genussmenschen freudig machen: seit rund 60 Jahren wird auf den Moselhängen rund um die Orte Perl, Nennig und Sehndorf Wein angebaut. Neben den traditionellen Sorten Elbling und Rivaner zählen die vielfach prämierten Burgunderweine zu den Spezialitäten der saarländischen Weinkultur.
Und was lässt sich zur Hauptstadt der lieblichen Region sagen? Saarbrücken wartet mit kulinarischen und kulturellen Leckerbissen und zeigt an vielen Ecken und Winkeln seine unverkennbare Liebe zum Französischen. Ob extravagant oder gut bürgerlich und traditionell saarländisch - in Saarbrücken findet sich die ganze Palette kulinarischer Vielfalt. Und dazwischen und danach lässt sich beim Verdauungsspaziergang und Eintauchen in den kulturellen Charme der Stadt allerlei Bestaunen: Die Basilika in St. Johann mit ihrer barocken Schönheit beispielsweise, das mittelalterliche Schloss Saarbrückens, die Fröschengasse mit ihren idyllischen Innenhöfen oder die Alte Brücke, die 1546 errichtet zu den ältesten Bauten der Stadt gehört.
Es gibt kaum einen schöneren Weg, eine Region kennen zu lernen, als über das Essen und Trinken. Für das Saarland trifft das auf jeden Fall zu: Wer gerne gut isst und trinkt, der wird sich zwangsläufig in das kleinste Bundesland Deutschlands verlieben. Da bleibt nur, inspiriert vom französischen Flair der Region, zu sagen: Bon voyage!
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