Thüringen
Von der Rothesütte im Norden bis Bad Colberg im Süden hat Thüringen für jeden Geschmack etwas zu bieten: Den Stadtmenschen zieht es sicherlich in die Landeshauptstadt Erfurt, die mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern verzaubert, für den Kulturfan ist das als Goethe- und Schillerstadt weltberühmte Weimar Destination Nummer eins und Naturliebhaber schätzen die Region vor allem für den Thüringer Wald. Auch kulinarisch kann Thüringen verschiedenste Geschmäcker beglücken: ob mit einem der einzigartigen Thüringer Klöße, mit einer würzig-deftigen Bratwurst oder einem simplen, aber hervorragenden Blechkuchen.
Thüringen war einst ein armes Land, geprägt von Ackerbau, Viehzucht und Heimarbeit. Die Thüringer Küche kennt deshalb auch viele einfache Gerichte aus Zeiten, in denen die Kartoffel zu jeder Mahlzeit auf den Tisch kam, oftmals ohne irgendetwas anderes. Der Siegeszug der Thüringer Klöße begann mit dem Kartoffelanbau im 17. Jhdt., durch den die Klöße aus Kartoffeln sehr rasch jene aus Mehl verdrängten. Zuerst nur in der Bauernküche gekocht, sprachen sie sich bald auch bei den feinen Herrenhäusern rum, diese einzigartigen Kartoffelklöße und der Star der heutigen Thüringer Küche war geboren. Allerdings - was ist denn nun dieser typische, echte Thüringer Kloß? Nun, wer den echten, richtigen, DEN Thüringer Kloß per se auf den Tisch bringt, darüber streitet man sich in Thüringen schon seit Ewigkeiten. Jede Region hat so ihre eigene Definition des Urkloßes, von gekochten Kartoffeln über Mehl bis zu verschiedenen Gewürzen wird hier mit Zutaten gespielt und variiert. Die Meininger, so lauten die Gerüchte, seien es, die das Urrezept besitzen. Denn der Sage nach soll es Frau Holle an ihren Bürgermeister mit den Worten übergeben haben: „Bewahr es und hüt es.“ Seitdem werden in Meiningen die Klöße „Hütes“ genannt. Echt und wahr und typisch mal beiseite geschoben: die besten Klöße sind wohl jene, bei denen die Gäste sich nicht einigen können, ob sie die Beilage oder das Hauptgericht sind. Man serviert die Klöße mit Braten und viel Soße.
Ruhmreich war auch der Werdegang der Thüringer Bratwurst, deren würziger Duft Thüringen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte. Das Besondere daran: Nur zwischen Eisenach, Altenburg, Nordhausen und Sonneberg gibt es die echten Thüringer - Pikant gewürztes Rind-, Kalb- und Schweinefleisch wird locker in Schweinedarm gestopft. Locker deshalb, damit sich die Wurst beim Knusprigbraten über dem Holzkohlenfeuer blähen kann. Kümmel, Knoblauch, Pfeffer, Salz, Zwiebel und Senf machen den thüringischen Grundgeschmack aus, auch in der Rostbratwurst. Der Legende nach ist die Thüringer Volksspeise Nr. 1 so entstanden: Im 7. Jh. sollen die im östlichen Thüringen siedelnden Sorben in Därme gefülltes Hackfleisch als Wegzehrung mit sich geführt haben. Als ein starker Regen sie zu plötzlicher Rast zwang, hätten sie in der Schnelle die gefüllten Därme über das Feuer gehalten - und fertig war die erste Thüringer Bratwurst. Heutzutage wird oft auf dem Holzkohlegrill auch das Thüringer Rostbrätl (Schweinekammscheiben) gebraten.
Der Inbegriff dieser Thüringer Köstlichkeiten liefert übrigens wie kaum eine andere Stadt in Thüringen Erfurt, die Hauptstadt Thüringens. Hier lassen sich köstliche Thüringer Bratwürste verkosten und auch die Thüringer Klöße werden hier zur Perfektion gebracht. Daneben sind der Spargel aus regionalem Anbau, die gesunde Brunnenkesse und die Puffbohne Delikatessen, die Erfurter Gäste neben dem Flanieren über den prachtvollen Erfurter Anger oder beim Spazieren durch die verträumten Gassen der mittelalterlichen Innenstadt genießen können. Und wie schon einst der Reformater Martin Luther sagte, liegt Erfurt " am besten Ort. Da muss eine Stadt stehen": Must-Sees Erfurts sind auf jeden Fall der Dom St. Marien, der die größte freischwingende Glocke der Welt, die Gloriosa, beheimatet und die Kärmerbrücke, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas.
Nicht unverköstigt lassen darf man, wenn man schon einmal in Thüringen ist, den Blechkuchen. Während man in Bundesländern wie Sachsen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gerne Torten isst, hat sich in Thüringen der simple Blechkuchen bis heute durchgesetzt.
Traditionell stillen die Thüringer ihren Durst mit frischem Bier aus den einheimischen Brauereien, gern wird z.B. das dunkle Köstritzer getrunken. Wer zu viel gegessen hat, der lässt sich einen Nordhäuser Doppelkorn oder einen Aromatique servieren, einen Magenbitter aus der Neudietendorfer Spirituosenfabrik. Und wer vom Alkohol allgemein nicht genug bekommen kann, dem sei die Biersuppe ans Herz gelegt: In feine Streifen geschnittenes Brot wird mit Bier aufgekocht, man gibt Butter, Salz und Zucker hinzu und rührt zum Schluss verquirlte Eier und Rahm unter die Suppe.
Abschließend lässt sich nur dringend empfehlen: das Thüringer Land mit seinen Klößen, Rostbratwürsten und seinem Blechkuchen sollte man unbedingt einmal besucht haben - und natürlich nicht ohne ein dunkles Köstritzer wieder abreisen!
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