Finnland
Finnland ist ein Land der vielen Gesichter, steht für unberührte Wälder, schneeweiße Landschaften, tausende Inseln, kristallklare Seen und heiße Aufgüsse. Im dichter besiedelten Süden finden sich die Großstadtmetropole Helsinki und andere kleinere, aber belebte Städte wie Turku, Tampere oder Vaasa. Der Norden mit seinen zahlreichen Nationalparks lockt mit endlosen Weiten und Einsamkeit. Und so verschieden wie Norden und Süden, sind auch Sommer und Winter in Finnland. Während im Sommer die Temperaturen angenehm warm sind und die Landschaft im satten Grün der Wälder und frischem Blau der zahlreichen Seen (Nicht umsonst trägt Finnland den Namen "Land der tausend Seen), so ist der finnische Winter ist eine Klasse für sich, eine ganz magische Jahreszeit. Besonders spürt man diesen winterlichen Zauber an der zweimonatigen Polarnacht im November, wenn die Sonne nicht mehr über den Horizont steigt. Die Dunkelheit schimmer dann in Schattierungen von Blau über Violett bis Lila und verzaubern Besucher wie Einheimische gleichermaßen.
Essen dient in den skandinavischen Ländern traditionellerweise der Sättigung und orientiert sich weniger an lukullischem Vergnügen. Und so punktet auch die finnische Küche mit bodenständiger Hausmannskost. Im polaren Norden richtet sich das kulinarische Augenmerk auf die Haltbarkeit der Speisen; Nahrungsmittel werden geräuchert, gepökelt, getrocknet oder eingelegt. Im Südosten und Osten Finnlands wird nach karelischen Rezepten gekocht, im Südwesten macht sich die schwedische Küche bemerkbar. Im hohen Norden schmeckt man den Einfluss der lappländischen Küche und immer wieder tut sich eine Prise Russland hervor.
Dichte Wälder voller Beeren und Pilzen
Zwei Drittel der finnischen Landfläche ist von Wald bedeckt, kein Wunder somit, dass Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Preiselbeeren und Honigbeeren ihre Verarbeitung in der finnischen Küche finden. Für einen besonderen Vitaminstoß sorgt lakka, die arktische Moltebeere, die auf sumpfigen Boden wächst. Doch mit den Beeren bieten die finnischen Wälder noch lange nicht alles: Rotkappen, Birkenpilze, Morcheln, Eierschwammerln und Milchlinge sind nur einige der Pilze, die den Waldboden bedecken.
Fasane, Enten, Hasen, Rentierte und Elche
Jede Familie hat in ihrem Bekanntenkreis zumindest einen Jäger oder geht selbst auf die Pirsch. Die Waidmänner bereichern den Speiseplan mit dem Fleisch von Fasanen, Enten, Hasen, Rentieren, Schneehühnern und auch Elchen. Wer Landestypisches sucht, probiert lokale Spezialitäten: den aus Ostfinnland aus der Region Karelien stammende Fleischtopf karjalanpaisti oder südkarelisches särä, ein im Holztrog gebackenes Ofengericht aus Lammfleisch und Kartoffeln, oder einfach eine leckere Fleischpirogge. Die Pirogge ist ein ursprünglich russisches Gericht, das wie Bortsch oder Schaschlik Einzug in die finnische Küche gehalten hat. Es handelt sich um eine Pastete aus Teig mit Fleisch, Kohl, Speck und weiteren Zutaten.
Vor allem in Lappland wird Rentier zubereitet, z. B. als Poronkäristys, ein Eintopfgericht, oder als Poron piiras, geschmort mit Zwiebeln und Schwammerln auf Blätterteig. Als Vorspeise probiert man am besten saftigen Rentierschinken mit einer Eierspeise. Im Norden wird Rentierkäse in heißen Kaffee getunkt.
Land der 1000 Seen
Im „Land der 1000 Seen“ kommt dem Fisch als Nahrungslieferant erwartungsgemäß eine große Bedeutung zu. Wildlachs aus den Flüssen Lapplands, gebeizt mit Zucker, Salz, Pfeffer und Dill; Heringsstückchen mit klein gehackten harten Eiern, Roten Rüben, Gurken und Mayonnaise; in Essig marinierte Heringsrouladen; geräucherter Kabeljau, mit Dill und Schnittlauch gedünstete Süßwasserkrebse und marinierte Regenbogenforelle – Die Auswahl ist schier grenzenlos.
Eldorado für Wurstliebhaber
Märkte und Markthallen gibt es in jedem finnischen Ort - sie sind unter anderem Eldorado für Wurstliebhaber. Angeboten werden z. B. Mustamakkara (eine Art Blutwurst) in der Industriestadt Tampere; sie werden bevorzugt mit Preiselbeermarmelade gegessen. Laukkamakkara heißt eine Wurst aus Rollgerste mit Rosinen aus dem südwestlichen Turku. Lenkkimakkara, die gekringelte finnische Saunawurst, wird mit aus Kiefernrinde gewonnenem Borkenmehl zubereitet. Vor dem Saunagang wird die Wurst in Alufolie gewickelt und auf den Saunaofen gelegt, die bis zum Ende des Saunagangs gar ist.
Erdäpfel und Brot soweit der Hunger reicht
Die jährliche Fruchtperiode währt nur kurz, und so müssen Obst und Gemüse vor allem importiert oder in Gewächshäusern gezogen werden. Das erste zarte Gemüse des Sommers wird mit großer Freude begrüßt – und die ersten Erdäpfel des neuen Jahres ergeben ein Festmahl. Gekocht werden sie noch in der dünnen Schale mit Butter und Dill serviert. In welcher Zubereitungsart auch immer - Erdäpfel gehören ohnehin zu jeder finnischen Mahlzeit.
Ruisleipä – Roggenbrot – wird aus Sauerteig hergestellt und ist aus der finnischen Küche nicht wegzudenken. Ohrarieska, ungesäuertes Gerstenfladenbrot, wird bevorzugt warm genossen, vor allem in Nord-Pohjoismaa, der Gegend um Oulu. Die Schären backen das süß-saure Saaristolaislepä, und in Pieksämäki wird Ryynirieska, ein ungesäuertes Brot aus Rollgerste hergestellt. Brot wird nicht nur in den vielen professionellen finnischen Backstuben gebacken, sondern häufig zuhause.
Zimtbrötchen gefällig?!
Korvapuusti bedeutet Ohrfeige, aber eigentlich sind es Zimtbrötchen. Zwar haben die Finnen ihre Zimtbrötchen nicht zum Patent angemeldet, aber es ist gut möglich, dass die finnischen Zimtbrötchen die besten der Welt sind. Man genießt sie am liebsten zu einer Tasse Kaffee (die Finnen trinken mehr Kaffee und essen wahrscheinlich mehr Zimtbrötchen als jede andere europäische Nation), und es ist so gut wie unmöglich, schon nach einem aufzuhören. Oder nach zweien.
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