„Die Menschen in der Touraine sind so schlicht wie ihr Leben, sanft wie die Luft, die sie atmen und kräftig wie der Boden, den sie bewirtschaften. Man erkennt in ihren Gesichtern weder die kühle Unbeweglichkeit des Nordens noch die lebhaften Grimassen der Südfranzosen: Ihre Gesichter haben wie ihr Charakter noch etwas von der wahren Reinheit und Unschuld des heiligen Ludwig. Ihre Sprache ist das reinste Französisch, nicht zu langsam, nicht zu überstürzt. Die Wiege unserer Sprache steht hier, neben der Wiege unseres Königtums“, schriebt Alfred de Vigny über die Touraine, eine der alten Provinzen Frankreichs. Namen wie René Descartes, Pierre de Ronsard, Balzac oder Rabelais sind die Aushängeschilder der Region – zumindest figürlich gesprochen. Kulinarisch ist das Landschaftsbild der Touraine, durchzogen von der Loire, Cher, Indre und Vienne, sehr abwechslungsreich und der Boden fruchtreich, Obst und Gemüse gedeihen prächtigst und machen dem Beinamen der Touraine, „Douceur de vivre“ (Süße des Lebens) alle Ehre.
Was man wissen sollte
Schon von weitem zeichnen sich die majestätischen Silhouetten am Horizont ab: in der französischen Provinz Touraine befinden sich einige der berühmtesten Schlösser des Loire-Tals. Das mag auch nicht weiter erstaunen, wirft man einen Blick auf die Historie: Die Touraine erhielt ihren Namen von dem gallischen Stamm der Turonen und war im Mittelalter und der Renaissance der bevorzugte Aufenthaltsort der französischen Könige. Dementsprechend groß und prachtvoll ist die Auswahl an Schlössern und ehemaligen Königsresidenzen: Amboise, Azay-le-Rideau, Chenonceau, Villandry, Clos Lucé, Chinon, Langeais, Loches… diese Namen sind untrennbar mit der Geschichte Frankreichs verbunden und erzählen nicht nur von den Königen Frankreichs, sondern auch von Leonardo da Vinci, der bewegten Epoche des Mittelalters und der prunkvollen Renaissancezeit.
Was man verkosten sollte
Die Touraine liegt im Herzen eines ausgedehnten Weinanbaugebiets, das von der Region Sancerrois bis zum Atlantik reicht und seine Wurzeln bis ins 4. Jahrhundert ausstreckt. Weine, ganz klar, sind die Flaggschiffe Touraines. Von Rot- (Gamay, Chinon, Bourgueil) und Weißwein (Sauvignon Blanc, Vouvray, Montlouis-sur-Loire…) bis zu Schaum- und Likörwein reicht die Pracht, deren aromatische und lebhafte Note man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Die Touraine hat sich ebenfalls – zu Recht – den würdevollen Namen „Garten von Frankreich“ errungen. Unterschiedlichste Obst- und Gemüsesorten werden angebaut, zahlreiche Köstlichkeiten wie Safran, Trüffel, Touraine-Würstchen (Rillettes, Knistern) und Ziegenkäse angeboten. Touraines Märkte sind ein Schlaraffenland an frischen Produkten im tollen Ambiente. Empfehlenswert ist ein Besuch des Dorfes Rivarennes, das berühmt ist für seine poire tapées (geklopften Birnen). Geschälte Birnen werden vier Tage lang im Backofen getrocknet und zum Schluss wird ihnen noch die Luft „ausgeklopft“. Vor Verzehr dürfen sie dann noch ein Weinbad nehmen und sich dann als würdige Begleitung zu Braten oder Wild gesellen.
Welche Touraine-Städte man besichtigen sollte
Die Städte Touraines, die haben was zu bieten. Allen voran ist da natürlich Tours, die Studentenstadt voller Leben und Charme, deren historische Viertel und der Place Plumereau unzählige Schätze verbergen. Man muss sie einfach mögen, diese verwinkelte Stadt im Herzen der Touraine mit ihren Gässchen, Kneipen, Kirchen und ihrer Geschichte. Im gesamten Mittelalter war Tours nämlich Wirkungs- und Grabstätte des heiligen Martin und ein wichtiger Pilgerort, der nicht nur spirituell, sondern auch finanziell florierte. Noch heute soll der heilige Martin schützend seinen Mantel über Tours ausbreiten. Aber damit nicht genug, weitere wichtige Namen der Stadt sind René Descartes, Pierre de Ronsard, Balzac oder Rabelais. Stehend für Rationalität, Sentimentalität, Bürgerlichkeit und Erdverbundenheit glaubt man diese Charakteristika noch heute in Tours nachempfinden zu können.
Ebenfalls wärmstens ans Herz gelegt sind die „Städte der Künste und Geschichte“, Chinon und Loches: Perfekt erhaltenen mittelalterlichen Stadtzentren, die von mittelalterlichen Burgen überragt werden, erwartet Besucher, die imposante Ruine der Burg Chinon oder das Schloss von Loches, das zu den besterhaltensten europäischen Architekturensembles des Mittelalters zählt.
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