Kärnten











Dass die Kärntner ein lebenslustiges Völkchen sind, das bei nahezu jeder Gelegenheit zu feiern versteht ist weithin bekann und z.B. durch die zahlreichen Kirchtage oder den berühmten Kärntner Fasching auch belegt. In Kärnten lässt es sich aber nicht nur gut feiern, sondern auch wunderbar schmausen. Denn Kärnten ist, wie jeder Gourmet hier sehr schnell feststellen wird, eine der in kulinarischer Hinsicht ergiebigsten Regionen Österreichs. Zudem haben es die Kärntner verstanden, die bäuerlichen Produktionen mit ihren traditionellen Spezialitäten zu bewahren und daneben gleich eine ganze Reihe von kreativen Genuss-Handwerkern hervorzubringen. Und so findet der hier heute neben Speck, Käse, Had’n oder Polenta auch allerfeinsten Räucherlachs beim Bachmann (Gailtal), edelsten Saiblings-Kaviar bei den Sichers (Tainach) und roh marinierte Reinanken von Johann Palle (Millstätter See) – um einige Beispiele anzuführen.
Hinzu kommt, dass die Küche Kärntens sehr wohl von der Grenzlage am Schnittpunkt dreier Sprachzonen zu profitieren vermochte. So hat sie neben ihrer typisch österreichischen Stilistik des Alpenraumes auch Einflüsse aus Italien und dem Slawischen Raum aufgenommen. Insbesondere der italienische Norden hat hier durch wandernde Tagelöhner, Holzfäller und Reisende seine kulinarischen Spuren hinterlassen, das wohl klassischste Beispiel hierfür ist die „Kärntner Nudel“. Denn die Kärntner Nudel ist den aus Italien bekannten Formen von gefüllten Nudeln (z.B. den Ravioli) doch recht ähnlich. Nur ist die Kärntner Nudel geschmacklich tatsächlich durchaus eigenständig, viel deftiger und vor allem voluminöser.
Ihren Ruf, zuweilen etwas sehr voluminös und herzhaft-deftig zu sein, verdankt die Kärntner Küche vor allem ihren typischen Bauerngerichten, wie etwa dem Ritschert (ein Eintopf aus Rollgerste, Bohnen und Rauchfleisch), der Frigga (ein wahrlich nahrhaftes Holzfälleressen aus reichlich geschmolzenem Bergkäse, Speck, Zwiebeln und evt. zusätzlich auch noch Eiern), den Maischelen (in ein Schweinsnetz eingebundene Innereien, die dann in Schmalz ausgebacken werden), dem Faschingsfleisch (ein opulentes Gericht aus Bauchspeck, Selchfleisch und Kraut) und natürlich deftigen Spezialitäten wie Hauswürsten, Salami oder Verhackertem. Dazu trinkt der Kärntner – vielleicht auch in Ermangelung des Weins – am liebsten Bier und Most, welcher in der Gegend um St. Paul ganz besonders gut gelingt. Kein Wunder also, dass gerade in Kärnten die wohltuenden Kräuterschnäpse und -Liköre so beliebt sind.
Und noch einen ganz spezielle Gaumenkitzler hat diese Schatzkammer für Freunde herzhafter Delikatessen parat, nämlich das für Kärnten ganz urtypische Nebeneinander von Süßem und Saurem. So wird zur zum Teil schon recht sauer abgeschmeckten Gailtaler Kirchtagssuppe (einer gelben Suppe mit verschiedenen Fleischsorten) ein süßer Reindling serviert oder man isst den Reindling auch gerne zu gekochtem Oster-Schinken!
Doch die wahre Stärke der Kärntner Küche zeigt sich nicht allein in ihren vielen traditionellen und alt-hergebrachten Rezepten, sondern vor allem in der hohen Qualität ihrer bäuerlichen und bodenständigen Grundprodukte. Das Angebot reicht hier vom Glöckner-Lamm aus hochalpinen Gefilden, Almochsen, Duttelkälbern, Gail- und Gurktaler Speck, Gailtaler Bergkäse, Schotten, Polenta, Had’n, Kräutern, Gemüsen (insbesondere Kürbisse u. Spargel), Bauernbrot, Almbutter und Honig bis hin zu edelsten Süßwasserfischen und den angesprochenen Delikatessen, wie Kaviar und Räucherlachs. Und das kleine Manko, von einigen kleinen Weingärten einmal abgesehen kein richtiges Weinland zu sein, macht Kärnten mit köstlichen Most, Met und sehr gutem Bier leicht wieder wett; und zum Abschluss eines herzhaften Kärntner Schmauses genießt man immer wieder gerne einen der köstlichen Edelbrände des Landes. Bei soviel Köstlichem muss dem Genießer doch das sprichwörtliche Wasser im Munde zusammenlaufen!
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