Marchfeld
Alle Jahre wieder heißt es im Marchfeld, einer landwirtschaftlich geprägten Region im Nord-Osten von Wien, nicht „Veronica, der Lenz ist da!“ sondern: „Veronica, der Spargel sprießt!“. Dass neben den Spargelhochburgen Stuttgart, Hamburg und Leipzig auch Wien einst führende Anbau-Metropole war, ist mittlerweile vergessen – umso löblicher, dass die Marchfelder diese Tradition hoch halten. Und so pilgern Spargelfreunde, und solche, die es noch werden wollen, ins frühlingshafte Marchfeld, um sich dort an weißen, grünen oder violetten Gemüsestangen zu delektieren. Doch das Marchfeld hält noch viele weitere Köstlichkeiten für den Genussreisenden parat.
Wer Gemüse nicht in vegetarischer Form genießen möchte und meint, dass erst feinstes Fleisch den Spargel-Genuss komplettieren würde, der sollte sich den nahegelegenen Biohof Adam merken. Denn hier bekommt der Carnivore etwas, das selten geworden ist: Fleisch vom Weideochsen! Weideochsenfleisch ist besonders fein und aromatisch und harmoniert perfekt mit Spargel – das wusste schon Rossini, als er „Rinderfilet mit Spargel, Trüffel und Gänseleber-Sauce“ zu einem seiner Lieblingsgerichte erklärte.
Von A wie Artischocke bis S wie Spargel: Kulinarischen Top-Adressen und ihre Gemüsereiche
Eine ähnlich opulente Küchenstilistik (wenngleich nicht derart überkandidelt) wird im bekannten Marchfelderhof praktiziert, der stolz auf seinen „kulinarischen Zirkus“ ist. Gerade zur Spargelsaison läuft dieser Zirkus zur Höchstform auf und auf der Karte finden sich neben den Marchfelderhof-Klassikern wie „Gebackenen Spargel“ und „Spargel-Pot-au-Feu“ auch eine „Spargel-Entrecote“ oder eine „Donaufischplatte mit Spargel“ wieder.
Wer mehr über den Gemüsereichtum des Marchfeld erfahren will, der sollte einen Abstecher nach Glinzendorf machen, denn hier ist der Biohof Adamah beheimatet – vielen Wienern über das beliebte „Adamah-Kistl“ (eine Bio-Gemüsekiste, die vor die Haustüre geliefert wird) ein Begriff. Ein Besuch des Hofes lohnt sich jedenfalls, denn hinter dem Projekt steckt nicht nur das Bestreben nach gesundem Bio-Gemüse, sondern sehr viel mehr an innovativen und zukunftsorientierten Ideen, die es wert sind erfahren zu werden. Und Einkaufen im schönen Hofladen ist immer ein Erlebnis.
Die Vorzeigeprodukte von Rassdorf sind neben dem Spargel so Köstlichkeiten wie Artischocken und Pilze. Hier befindet sich mit dem Edlinger einer der bekanntesten Spargel-Bauern des Marchfelds und mit der Familie Theuringer ein Gourmethof der besonderen Art, denn dieser widmet man sich dem launischen Gemüse namens Artischocke. Der Erfolg der Gourmetidee Marchfeld-Artischocke spricht für sich, denn Gourmets aus nah und fern sehnen sich nach dem Sommerbeginn, dem designierten Start der Artischocken-Saison! Einen sehr guten Ruf in der Gourmetszene hat auch der Bio-Betrieb „Marchfelder Edelpilze“, bekannt für Kräutersaitlinge und Austernsaitlinge – sehr interessant ist die handwerkliche Methode der Pilzzüchtung, denn sie werden in aufwendiger Handarbeit aus Flaschen gezüchtet. Diese Methode stammt aus Asien und bedeutet, dass die Kultivierung frei von jeglichen negativen Umwelteinflüssen ist, was die Pilzzucht nicht nur witterungsunabhängig macht, sondern auch den Vorteil bietet, dass die frischen Pilze ganzjährig in Top-Qualität zur Verfügung stehen – so ist z.B. das in Leopolsdorf im Marchfeld befindliche Gasthaus zur Zuckerfabrik bekannt für die „Gebackenen Kräutersaitlinge“. Apropos Leopoldsdorf: hier befindet sich mit dem Gasthaus List ein renommierter Betrieb, der mit einer etwas feineren Gasthausküche aufwartet und neben Spargel z.B. auch Knoblauch-Weinbergschnecken oder „Welsfilet auf Oberskrensauce mit hausgemachten Grammelknödeln“ aufwartet.
Weithin als Top-Spargel-Adresse bekannt ist das Gasthaus Abraham in Mühlleiten; einst ein echter Geheimtipp ist es heute ein Fixadresse der Spargel-Szene mit täglich wechselnden Spargel-Spezialitäten … und übrigens auch einem ganz ausgezeichneten „Gebackenem Kaninchen“! Sicher eine der lohnendsten Adressen der Gegend.
Sehr umfangreiche Spargel-Gerichte bietet auch der „Alte Mayer“, denn der ansonsten für seine (großzügig bemessenem) Hausplatten mit Gebackenem und Gebratenem aller Art bekannte Heurige offeriert zur Saison ein spezielles Spargelbuffet.
Zum Abschluss dieser Rundfahrt durch das Marchfeld sei jedem das urige Gasthaus Ludl in Groß-Enzersdorf ans Herz gelegt, dem sogenannten Tor zum Marchfeld. Hier beim Ludl liebt man es sehr traditionell und tischt Spargel natur (mit brauner Butter), mit Sauce Hollandaise, gebackenen Spargel, nach Polnischer Art (mit Butterbröseln) oder Spargel mit Schinken auf. Doch wirklich berühmt ist das Lokal für sein exzellentes „Krenfleisch“, das man sich nach soviel gesundem „G’müas“ durchaus gönnen darf!
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