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Karpatenvorland

Das Karpatenvorland verzaubert nicht nur auf den ersten Blick, sondern auch auf den ersten Bissen und ersten Schluck vielseitig und dauerhaft – da kommt man gerne öfters und länger wieder.
Land

Das Karpatenvorland, das Land der vielen Gesichtern und Landschaften, flache, hügelige, gebirgige, ist vor alle durch seine deftige Sauerkrautsuppe kwasnica, die aromatisierten beskidischen Lebkuchen und den Schafskäse oscypek berüchtigt. Als typisch vorkarpatisches Getränk gilt – ganz untypisch für Polen – das Bier.

Der Trumpf des Karpatenvorlandes ist seine differenzierte Landschaft: da gibt es den nördlichen Teil der Wojewodschaft mit der weitreichenden Sandomierska Tiefebene, die schon seit Jahren mit Wäldern bedeckt ist. Dann sind da reizvolle Städte, in denen das heutige Leben pulsiert zusammentrifft, die aber dennoch eine gewisse historische Atmosphäre umgibt, wie beispielsweise Rzeszów, die Hauptstadt des Karpatenvorlandes, die malerisch am Fluss Wisłok liegt. Zu den Anziehungspunkten gehören die Altstadt mit dem Rathaus und Kirchen und der vor unterirdische Touristikweg. Charmant ist auch das pittoreske Przemyśl: In abschüssigen und gewundenen schmalen Straßen verstecken sich zahlreiche Baudenkmäler, die es zu besichtigen lohnt, wie die 1628 errichtete Bernhardiner-Basilika, deren Orgel als die größte Europas gilt. Wer es hügeliger mag, der sollte sich von Rzeszów und Przemyśl zu den höchsten Gebirgszügen begeben, beispielsweise ins Słonny-Gebirge oder das Bieszczady-Gebirge: Oase der verwilderte, unberührten Natur.

Auch kulinarisch können die Vorkarpaten einiges bieten: bekannt ist die Region für seine ursprüngliche und intensive Küche und regionalen Spezialitäten. Ein typisches Mahl der Region ist deftig und enthält meistens Fleisch, Kartoffeln Schmalz und Brot. Die Gerichte der Vorkarpaten könnten dann schmackhafter kaum klingen: gerne und oft gegessen werden Klassiker wie die Sauerkrautsuppe mit Rippe, Bergkotelette mit Schafskäse Oscypek oder aromatisierte beskidische Lebkuchen. Durch die lange Zeit war Galizien auf die verschiedenen kulinarischen Einflüssen aus ganz Österreich-Ungarn gegenüber aufgeschlossen. So findet man in Vorkarpaten ungarisches Gulasch ebenso wie Wiener Schnitzel, Eisbein, Pischinger Torte, Schmarrn, Spätzle oder ruthenische Piroggen.

Fuczki, Kiseło oder Bałabuchy – auch für polnische Ohren klingen die Namen der traditionellen Speisen der Bojken und Lemken ungewohnt bis exotisch. Die ethnischen Minderheiten siedeln seit Jahrhunderten im Karpatenbogen und pflegen bis heute ihre ostslawische Sprache und Kultur. Fuczki ist die Bezeichnung für Sauerkrautpuffer, die wahlweise pur oder als Beigabe zu Fleischspeisen serviert werden. Das Kiseło ist ein Hacksteak mit Minze, das mit saurer Milch gegessen wird und bei den Bałabuchy handelt es sich um mit Buchweizengrütze, Pilzen oder Kohl gefüllte Kartoffelkuchen.

Von weitem sehen sie aus wie Holzschnitzarbeiten: kleine Walzen oder Spindeln mit kunstvollen Verzierungen. Doch was in der Podhale-Region rund um Zakopane an vielen Marktständen oder von fliegenden Händlern verkauft wird und zu den beliebtesten Mitbringseln der Touristen zählt, ist kulinarischer Natur: der geräucherte Schafskäse Oscypek ist der Leckerbissen der Region. Ein „Baca“, wie der Senner dort genannt wird, produziert heute noch den Oscypek nach alter Tradition, so wie es schon seine Vorfahren von ihren Eltern gelernt hatten. Und ganz gleich was Hygieneklischees sagen: jedes Kind in der Region weiß, dass ein richtig aromatischer Oscypek unverpackt verkauft werden muss. Und schmecken tut der fertige Oscypek schlicht und einfach hervorragend: ein Hartkäse mit rauchigem Aroma und leicht salzigem Geschmack. Und weil er so ausgezeichnet schmeckt, isst man den Oscypek auch in allerlei Variationen: man kann ihn klassisch pur in Scheiben zum Bier naschen, ihn als Brotbelag verwenden oder über einen Salat reiben. Auch als Pizzabelag lässt er sich gut verwenden. In Zakopane und Umgebung erhält man ihn oft in dicken Scheiben gegrillt und mit Preiselbeermarmelade und frischem Krautsalat serviert.

Zuletzt mag sich der ein oder andere die Frage stellen, wie es im Vorkarpatenland denn mit dem Trinken gehandhabt wird. Polen gilt gemeinhin als Land der Bier- und Wodkatrinker. So weit, so gut. In den Vorkarpaten allerdings sieht das Ganze anders aus: Als typisches vorkarpatisches Getränk gilt das Bier. Doch auch der Wein ist im Vorkarpatenland seit einigen Jahren auf dem Vormarsch: Polen, vor dem Krieg noch deutsches Land, konnte auf eine tausendjährige Weintradition zurückgreifen. Vor rund 200 Jahren wuchsen dort auf 1400 Hektar verschiedene Weinsorten heran. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Kommunismus in das Land und der Weinbau wurde weitgehend eingestellt. Doch seit den 2000ern ist man auch in Polen wieder im Weingeschäft tätig, vor allem die Vorkarpaten zählen zu den wichtigsten Weinanbaugebieten im Land. Eine echte Seltenheit nicht nur in Podkarpackie, sondern für ganz Polen ist dabei der Weinanbau in Jasło. Drei kleine Weingüter produzieren hier jeweils etwa 4000 Liter Wein jährlich, darunter Sorten wie Sauvignon blanc, Roeslar und Muskat-Rondo. Unbedingt einen guten Tropfen verkosten: Das Karpatenvorland verzaubert nicht nur auf den ersten Blick, sondern auch auf den ersten Bissen und ersten Schluck vielseitig und dauerhaft – da kommt man gerne öfters und länger wieder.

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