Alentejo
Ungekünstelte Hausmannskost fernab des Massentourismus
Region
Von den Ufern des Tejo bis zur Algarve erstreckt sich im Süden Portugals der Alentejo. Das Gebiet nimmt ein Drittel der Gesamtfläche Portugals ein, ist jedoch nur spärlich besiedelt. Fernab des Massentourismus hat sich die Region ihren überwiegend ländlichen Charakter bewahrt, was sich auch in der regionalen Küche bemerkbar macht.
Authentische Küche
Einen ganz besonderen Platz in der portugiesischen Küche und vor allem im Alentejo hat die Sopa Alenejana. Einst galt sie als Mahlzeit von Hirten, heute hat sie ihren fixen Platz als Vorspeise. Wasser, reichlich Knoblauch, Olivenöl, trockenes Brot, ein Ei und frischer Koriander – noch heute beruht die Suppe auf diesen Grundzutaten. Auf dem fruchtbaren Grasland weiden Rinder, Schweine und Schafe, deren Fleisch zu wunderbaren bodenständigen Speisen verarbeitet wird. Die Gerichte, teils nach uralten Rezepten zubereitet, verstehen es die Region mit all seinen Facetten wiederzugeben. Nicht übertrieben, authentisch und ohne Schnickschnack – ungekünstelte Hausmannskost eben. In den Eichenhainen wird das Schwarze Alentejano Schwein (Porco preto) gezüchtet. Sein Fleisch gilt als besonders saftig und aromatisch – kein Wunder, ernährt es sich hauptsächlich von Eicheln und Weidegras. Dass das exquisite Fleisch auch als geräucherte oder luftgetrocknete Version in Form von Schinken, Speck oder Salami jedes Feinschmecker-Herz höher schlagen lässt, muss an dieser Stelle wohl nicht extra erwähnt werden. Wir tun es trotzdem, denn zu köstlich schmecken die Spezialitäten, die als Petiscos (die portugiesische Variante der spanischen Tapas) angerichtet und mit frischem Holzofenbrot und Oliven serviert werden. In der Region werden einige ausgezeichnete Käsesorten hergestellt, allen voran in den drei Gebieten Nisa, Évora und Serpa. So wie der Queijo Serpa, ein halbfester Schnittkäse aus roher Schafsmilch. Generell wird der Käse im Alentejo vorwiegend aus Ziegen- oder Schafsmilch produziert und traditionell von Hand gemacht. Auch Requeijão, ein Ricotta-ähnlicher Käse, der vor allem von portugiesischen Hausfrauen für das Backen von Kuchen verwendet wird, findet man hier in manchen Käsereien.
Kork und Oliven
Auf einer Fläche von mehr als 150 000 Hektar erstrecken sich die malerischen Olivenhaine mit ihren jahrhundertealten Bäumen. Die Bedeutung der Olivenproduktion für die Region ist offensichtlich und auch hier spielt Tradition eine große Rolle. Seit eh und je sind auf jedem Tisch nach alten Rezepten gesüßte und mit Salz und Oregano gewürzte Oliven zu finden. Konserviert oder zu Olivenöl verarbeitet sind sie allgegenwärtig im Alentejo. Nicht weniger von Bedeutung ist der Anbau von Kork. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine so große zusammenhängende Fläche von Kork- und Steineichenwäldern, die Hälfte der weltweiten Korkproduktion stammt aus Portugal. Zwischen Mai und August wird der Naturkork geerntet und zum größten Teil zu Flaschenkorken verarbeitet.
Mit Wein hatte die vielversprechende portugiesische Region Alentejo viele Jahrhunderte lang vorwiegend auf Grund der Korkproduktion zu tun. Die Herstellung des vinifizierten Inhalts stand also nicht wirklich im Vordergrund. In den 80er Jahren war es um den Anbau von Wein in der Region schlecht bestellt und es wurde lediglich Wein für den lokalen Markt produziert. Inzwischen wurde das Potenzial, das in der Region steckt, erkannt und wird genutzt um hervorragende Weine zu produzieren – zum Glück aller Weinliebhaber. Auf den unterschiedlichen Böden (Granit, Schiefer, Kalk) werden sowohl rote Rebsorten, wie etwa Aragonez, Trincadeira, Castelão, Alicante Bouschet oder Alfrocheiro, als auch weiße Rebsorten, wie die autochthone Sorte Antão Vaz, angebaut. Mittlerweile wird Wein aus Alentejo auch in geringen Mengen exportiert, für den authentischen Genuss loht es sich jedoch allemal an den Ursprungsort zu reisen.
Inmitten von Weinbergen, Korkeichen und Olivenhainen befinden sich sogenannte Montes, ehemalige Höfe von Großgrundbesitzern, die oftmals auf einer Anhöhe liegen. Hier gibt es den besten Blick auf das täglich wiederkehrende Naturschauspiel, das Sie am besten mit einem Glas Alicante Bouschet, der nach Beerenfrüchte, Kakao und schwarze Oliven erinnert, dazu köstliche Petiscos mit warmen Sauerteigbrot genießen sollten: den Sonnenuntergang im Alentejo.
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