Algarve
Kulinarische Genüsse von der Küste bis ins Hinterland.
Region
Bizarr geformte, goldfarbene Felsen, versteckte Buchten, langgezogene Sandstrände, beeindruckende Naturparks und über 300 Sonnentage im Jahr – das und noch viel mehr hat die Algarve, die südlichste Region Portugals, zu bieten.
Köstlichkeiten aus dem Wasser
Es ist kaum verwunderlich, dass der Fischfang, neben der Fischverarbeitung, in der Region ein wesentlicher Industriezweig darstellt. Die Küste erstreckt sich über eine Länge von 200 Kilometer, dementsprechend fangfrisch kommen Fisch und Meeresfrüchte auf den Teller. Die Algarve bringt den größten Teil der Muschelernte des Landes hervor und was nicht in andere Regionen „exportiert“ wird, landet in den Küchen der Algarvios. Neben gebratenen und gegrillten Fischspezialitäten sind Cataplana-Gerichte sehr beliebt. Die Cataplana besteht aus zwei gewölbte Pfannen, die mit einem Scharnier verbunden sind und durch Verriegelungen an der Seite dicht verschlossen werden können. Im Grunde genommen funktioniert das traditionelle Kochutensil wie ein Dampfkochtopf. In alten Kesselschmieden werden Cataplanas noch wie vor Jahrzehnten von Meistern dieser Kunst hergestellt. Vor allem Gerichte mit Fisch oder Meeresfrüchten (Amêijoas na Cataplana – Venusmuscheln) werden so zubereitet aber auch Fleisch zusammen mit Zwiebeln, Kartoffeln und Paprika schmecken aus der Cataplana unwiderstehlich. Auch beim „Arroz de marisco“ spielen Meeresfrüchte eine wesentlich Rolle. Frische Muscheln, portugiesischer Carolino-Reis, Meersalz, reife Tomaten und Olivenöl – frisch zubereitet ist die Speise einfach genial. Den Meeresfrüchtereis gibt es in zig Varianten, mit Kräutern, Gewürzen oder wie um Santa Luzia mit Polvo (Tintenfisch). An der Westküste findet man eine weitere Delikatesse: Perceves (Entenmuscheln). Auch wenn der Name etwas anderes sagt, handelt es sich hierbei nicht um Muscheln, sondern um Krebstiere. Um an das aromatische Fleisch zu gelangen, wird der Fuß nach unten auseinander gebrochen, was eine spritzige Angelegenheit sein kann.
Chorizo, Wein und weißes Gold
Neben der leichten mediterranen Küche ist auch die eher deftige Hausmannskost in der Region, vor allem in den Bergregionen im Hinterland, zu finden. Hier, gut versteckt in Wäldern und Gebüschen, fühlen sich auch Kaninchen, Wildhasen, Rebhühner und Wildschweine sehr wohl. Sie sind auch Bestandteil von unvergleichlichen Wildgerichten wie dem „Javali estufado“ (Wildeintopf). Die Serra de Monchique im bergigen Hinterland der westlichen Algarve-Küste ist ein kompletter Kontrast zum Küstengebiet, auch was die Kulinarik anbelangt. Geräucherte Würste, traditioneller Presunto (Schinken), Honig, „Piri-Piri“-Öl und lokal hergestellte Chouriço (Chorizo) sind auf den Märkten hier ebenso zu finden wie Brandymel (Honiglikör) und Medronho (Obstschnaps, der aus der Frucht des westlichen Erdbeerbaumes gewonnen wird). In der Ortschaft Querença bei Loulé wird sogar jedes Jahr im Januar das „Festa das Chouriças“ zu Ehren von St. Luis, dem Schutzheiligen der Tiere, veranstaltet. Dabei bitten Schweinezüchter um das Wohl der Tiere, als Dank für ein gutes und gesundes Jahr werden die Tiere zu köstlichen Chorizo-Würsten verarbeitet. Viele regionaltypischen Süß- und Nachspeisen haben ihre Wurzeln im Kloster. Die berühmteste süße Sünde ist der „Dom Rodrigo“, hergestellt aus Eigelb, Zucker und Mandeln.
Einst wurden viele Weingärten in der Algarve gerodet, um Eichenwäldern Platz zu machen. Sie bildeten die Grundlage für die Korkproduktion, die auch heute noch stattfindet. Mit dem Aufschwung der Region als Urlaubsparadies und dem damit verbundenen Bau von Hotelkomplexen, Golfplätzen etc., wurden die Rebflächen immer weniger. Mit Hilfe der Weinbaukommission der Algarve wurden in den letzten Jahren übrig gebliebene Rebflächen umstrukturiert und neue Weinberge angelegt. Es wird also (wieder) Wein angebaut und wie in anderen Regionen Portugals auch, lässt sich in den letzten Jahren eine erstaunliche Qualitätssteigerung bei den Weinen beobachten. Aragonez, Castelão, Touriga Nacional, Trincadeira, Syrah und Negra Mole sind für die Algarve typische Rotwein-Rebsorten. Eine logische Folge des heißen Klimas: schwere und alkoholreiche Weine mit reifen Fruchtnoten. Die Weißweine präsentieren sich vorwiegend fruchtig, mit blumigen Akzenten. Auch Likörwein (Algardoce und Algarseco) erfreut sich großer Beliebtheit und manche Weißweine werden zu alkoholstarken Dessertweine ausgebaut.
In der Region ist sogar Gold zu finden – weißes Gold. An der Ostalgarve wird das naturreine Meersalz „Flor de Sal Algarve“ nachweislich seit dem 10. Jahrhundert gewonnen. Die klimatischen Bedingungen sind geradezu ideal. Noch heute wird das Salz größtenteils von Hand geerntet und überzeugt durch seinen intensiven Geschmack. Um gutes „Flor de Sal Algarve“ zu erkennen, muss man es nur zwischen den Fingern zerreiben. Grobe Körner sollten dann nicht übrig bleiben. Nach dem Qualitätscheck steht dem Genuss nichts mehr im Weg – am besten kommt das Salz in der Kalten Küche zum Einsatz, dann zergeht es genüsslich auf der Zunge.
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