Menschen

Vojvodina

Fruchtbare Ebene und Kulturzentrum
Land

Die Vojvodina ist eine autonome Provinz in der Republik Serbien und besteht aus den Landstrichen, die nördlich von Save und Donau liegen. Streng genommen sind das die Teile Serbiens, die nicht mehr im engeren Sinne zum geografischen Balkan gerechnet werden; dennoch sind sie naturgemäß kulinarisch mit ihm verbunden. Einst war die Vojvodina die Kornkammer von Ex-Jugoslawien, denn mehr als die Hälfte der gesamten Getreideernte wurde hier erzeugt. Und noch heute profitiert Serbien von der relativ hohen Entwicklung und Industrialisierung der Vojvodina.

Die Vojvodina war schon zu Zeiten von Ex-Jugoslawien eine autonome Provinz und ist dies heute auch innerhalb der Republik Serbien geblieben. Das besondere an ihr ist, dass hier mehr als 20 Volksgruppen leben, die fünf gleichberechtigte Sprachen sprechen und quasi ein Südosteuropa im kleinen – mit allem Für und Wider – darstellen. Die Serben stellen mit etwa 65 % die absolute Mehrheit der Bevölkerung, doch daneben leben etwas mehr als 20% Ungarn in der Vojvodina, die nicht nur die zweitgrößte Volksgruppe stellen, sondern auch die Küche maßgeblich beeinflussen. Weitere als autochthon anerkannte Minderheiten stellen Slowaken, Kroaten, Rumänen, Bunjewatzen, Šokci, Russinen, Roma, Deutsche und Bulgaren – daneben leben aber auch Tschechen, Ukrainer, Montenegriner oder slawische Makedonier in der Vojvodina.

Der Grund für diesen Reichtum an Volksgruppen liegt in der Geschichte der Region, denn viele bedeutende Völker und Volksgruppen haben das Banat, die Bačka (Batscha) und das fruchtbare Gebiet Srem (Syrmien) besucht und besetzt. Schon die Menschen der Jungsteinzeit siedelten hier, die Illyrer, die Römer blieben gleich mehr als 500 Jahre, dann kamen die Hunnen und brannten alles nieder. Den Hunnen folgten die Gepiden, die Langobarden, die Awaren, die Slawen, die Magyaren, vom Süden zogen Serben zu, dann kamen alsbald auch die Türken. Als nach all diesen Ereignissen und Wanderungen die Vojvodina nun endgültig und geradezu restlos verwüstet war, begannen die Österreicher das Gebiet zu kolonisieren. Im Zuge dessen kamen nun viele Deutsche, noch mehr Serben und schließlich auch noch die Bunjewatzen in das gut bewässerte und fruchtbare Land. Für die Serben wurde Novi Sad eines der wichtigsten Kulturzentren und nicht zuletzt deshalb ist die Stadt auch heute Hauptstadt der Provinz; für die Deutschen wurden übrigens die Bačka und das Banat zur Heimat, doch die Politik schlug diese Region 1860 den Ungarn zu und die Vojvodina wurde 1920 schließlich in drei Teile – einen jugoslawischen (heute serbischen, das war der zweitgrößte Teil rund um Novi Sad), einen ungarischen (der kleinste Teil rund um Szeged) und einen rumänischen (das war der größte Teil, rund um Temeswar gelegen) – aufgesplittert, was nicht nur unter den Bewohnern für viel Kummer und Probleme sorgte.

Der serbische Teil der Vojvodina ist seit jeher ein bedeutendes landwirtschaftliches Gebiet. In der fruchtbaren Ebene gedeihen große Mengen an Mais, Weizen, Hirse, Paprika, Zuckerrüben, Sonnenblumen und sogar Hopfen. In vielen kleinen Dörfern werden zudem Schweine, Gänse und Hühner gezüchtet. Die riesigen Fischteiche am Donau-Theiß-Donau-Kanal ergeben reiche Fänge und aus den beiden hügeligen Landschaften Fruška Gora sowie Vršački Breg stammt allerlei Wild. So wie die Landschaft der ungarischen ähnelt, so ähnelt auch die Küche der Vojvodina der Ungarischen. Das ist schon allein daran zu erkennen, dass hier – im Gegensatz zum restlichen Balkan – reichlich Gewürzpaprikapulver verwendet wird. Aber auch Gulasch-Suppe, Paprikasch, und die ungarischen Teigwaren namens Tarhonya sind sehr beliebt. Man isst gebackenen Zander und gebratenen Karpfen, Fisch-Pörkölt und Wildgerichte aller Art. Zum Dessert genießt man Palatschinken und Strudel. All diese Gerichte findet man aber nur hier, denn im restlichen Serbien spielt weder das Paprikapulver, noch der Fisch und auch nicht das Wild eine große Rolle in der Küche.

Warum die Vojvodina für Genussmenschen besonders interessant ist, hat folgenden Grund: es ist nämlich schlicht und einfach erstaunlich, dass in der Vojvodina 2/3 Serben und nur knapp 20% Ungarn leben und dennoch die ungarische Küche, die serbische übertrumpft hat. Offenbar kochen auch die Serben gerne mit Paprika, Fisch und Saurer Sahne – sie geben es bloß nicht gerne zu!

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