Mallorca
Wie von der Sonne geküsst zeigt sich die Baleareninsel im Frühsommer. Herrlich klare Luft, blauer Himmel, lange Strände und das grüne Hinterland verleiten zu einem Besuch in Mallorca. Und zu entdecken gibt es dort auch allerlei: Orangenplantagen und Olivenhaine im Hinterland, Fischläden am Hafen, Wochenmärkte mit regionalen Produkten, ländliche Gasthöfe oder heimelige Cafés. Wen wundert’s, dass hier das Herz von Feinschmeckern und Genießern höher schlägt.
Die traditionelle Küche auf Mallorca zeigt sich am liebsten als deftige Bauernküche und verwendet vorwiegend Komponenten, die auf der Insel selbst angebaut werden. Die Fischer und Bauern der Insel haben der lokalen Küche ihren Stempel aufgedrückt. Wachteln, Drosseln, wilde Kaninchen, im Winter Aal aus dem Sumpfgebiet der Albufera oder - das gilt vor allem für den Sommer - Fleisch vom Holzkohlengrill sind Küchengenüsse, die jeder Mallorquiner für unverzichtbar hält.
Brot mit Öl
Das Nationalgericht Mallorcas ist "Pa amb òli - Brot mit Öl". Bei diesem simplen knusprigen Traum wird eine geröstete Scheibe Graubrot mit Knoblauch und Tomaten eingerieben und mit Olivenöl beträufelt. Als Extra kommt eine Scheibe Schinken oder Käse obendrauf. Et voilà: Heraus kommt ein Gericht, einfach und deftig wie die ganze "Cuina mallorquina".
Würste und Fleisch
Ebenso typisch wie „Pa amb òli“ ist die Sobrassada, eine scharf gewürzte Paprikawurst, in die auch edlere Teile vom schwarzen Mallorca-Schwein kommen - das Filet eingeschlossen. Dasselbe gilt auch für die dunkle Variante, die Butifarra, die mit Blut angereichert wird.
Mallorca trumpft wursttechnisch also überaus herzhaft auf und nicht anders handhabt man es mit den Eintöpfen der Insel. Verwendet wird viel Schwein und Lamm, je nach Jahreszeit gibt es frisches Gemüse dazu. Eine klassische Mischung ist Frit Mallorquí, ein Gericht aus den Innereien vom Schwein oder Lamm. Die werden kurz angebraten, dann mit Paprikaschoten, wildem Fenchel und Kartoffeln gemischt, wobei alle Zutaten einzeln gegart und zum Schluss in einen Topf kommen.
Leckere Stücke von Huhn, Kaninchen und Schwein finden sich auch im Eintopf namens Arroz brut zusammen, den auch die feineren Inselköche wieder entdeckt haben. Sie reichern ihn mit frischem Gemüse an und servieren das Ganze mit Reis und Safran.
Lomo con col letztlich gehört schon in die obere Eintopf-Liga. Ein in Kohl gewickeltes Schweineschnitzel wird dazu mit Pinienkernen, Rosinen und Butifarra-Stücken im Backofen geschmort. Noch höher im Kurs steht Porcella, Spanferkel mit knuspriger Kruste.
Gemüse frisch vom Feld
Man hat’s schon beim Arroz brut gelesen: Frisches Gemüse und Mallorca sind ein perfektes Duo. Seit dem Altertum hat die Agrarwirtschaft auf der schönen Insel Tradition. Die Landwirtschaft nimmt so nahezu die Hälfte der Inselfläche ein. Auf Feldern wird mediterranes Gemüse angebaut, das vom milden Klima profitiert: Auberginen, Paprika, Tomaten, Zucchini und Bohnen. Berühmt ist die Insel auch für ihre aromatischen Oliven, aus denen zudem hochwertiges Olivenöl hergestellt wird, das dann seinen Weg in die hervorragenden Gerichte Mallorcas, wie ins bereits erwähnte "Pa amb òli" findet.
Meeresfrüchte
Natürlich dürfen auf einer Insel auch Fisch und Meeresfrüchte (Pescados y Frutas del Mar) nicht auf der Speisekarte fehlen. Beliebt sind gegrillte Garnelen (Gambas a la Plancha), gegrillte Tintenfische (Calamares a la Plancha) oder Muscheln in Weinsoße (Mejillones a la Marinera), um nur einen kleinen Auszug aus dem facettenreichen Fischkochbuch der Region zu bieten.
Obst- und Dessertträume werden wahr
Mallorca schwelgt in süßen, schmackhaften Früchten: sonnengereifte Orangen, Zitronen und Mandeln. Dies spiegelt sich auch in der mallorquinischen Kochkunst wieder. So auch im typischen mallorquinischen Mandelkuchen , „Gató de ametlla“. Dieser wird ganz ohne Mehl mit Mandeln gebacken, mit Orangen-Aroma und Vanille Zucker verfeinert und zusammen mit einem Kompott aus frischen Feigen stilecht serviert.
Und wenn man schon bei der süßen Speisenfolge angekommen ist, sollte man gleich noch ein paar Worte zu den Desserts Mallorcas verlieren. In jeder Bäckerei (Panaderia) ist das mallorquinische süße Hefegebäck (Ensaimadas) zu finden - der Star unter den Nachspeisen der Insel. Diese Hefeteigschnecke, die häufig bereits zum Frühstück gegessen wird, wird aus Schweineschmalz, Mehl, Hefe, Eiern, Zucker und Wasser hergestellt, im Ofen gebacken und mit Puderzucker bestreut. Ensaimadas gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, gefüllt oder ungefüllt, und in vielen unterschiedlichen Größen.
Die mallorquinische Küche macht ihrem Ruf als herzhafte Küche alle Ehre, sie darauf zu reduzieren, wäre allerdings ein Fehler: Mallorquinisch kochen heißt nicht nur deftig, sondern vor allem frisch und sorfältig zubereitet.
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