Menschen

Wales (UK)

Englischer Kulinarikflair mit mediterranem und provinzialem Touch: Es schmeckt nach mehr als nur nach Meer in Wales
Staat

Wales, drei Millionen Menschen, sechs Millionen Schafe und halb so groß wie die Niederlande, liegt ganz links in Großbritannien, sollte aber nicht links liegen gelassen werden: Ein verstecktes Naturjuwel eröffnet sich Besuchern, welches in seiner landschaftlichen Hülle und Fülle auch großartiges Kulinarisches zu bieten hat.

Die walisische Küche ist eine herrliche Kombination von Tradition und Vielfalt - das Erbe walisischer Kochkunst, eine große Portion kulinarischer Englandnote (Klar, die bereits Jahrhunderte dauernde Herrschaft der Engländer über Wales hat Spuren hinterlassen!) und Einflüssen der aus Italien und dem Nahen Osten immigrierten Bevölkerung, die seit Mitte des 18. bis 19. Jahrhunderts auf der Suche nach Arbeit in Teile von Wales strömte, vermischen sich zu einem großen, schmackhaften Ganzen.

Essen in Wales ist ein kleines Abenteuer. Denn dort kommt schon mal ein Brei aus Seetang auf den Tisch oder Fleischbällchen aus Schweineherz und -leber. Doch es geht auch traditioneller und weniger ungewöhnlich anmutend: Man denke nur an das walisische Lamm- und Hammelfleisch, die hervorragenden Gerichtgenüsse aus dem walisischen Nationalgemüse, dem Lauch oder an die frischen Fische und Meeresfrüchte wie Lachs, Hummer und Muscheln des walisischen Küstenangebots.


Eintopfliebe

Nichts repräsentiert die walisische Tradition von einfachen, leichten, bekömmlichen Gerichten besser als der Cawl. Cawl gehörte einst zu den Grundsteinen der walisischen Küche - es enthält das Beste eines Landes in einem Kochtopf und wird am besten täglich gegessen. Cawls sind je nach Jahreszeit, Region und Koch unterschiedlich, am besten schmeckt er allerdings mit Lamm und schlichtem Cheddarkäse und Brot.


Welsh-Black-Rindfleisch

Im Vergleich zu Rindern, die mit Getreide und Kraftfutter gemästet werden, produzieren die Gras- und Grünpflanzen-Fresser von den walisischen Weiden einen sechsmal höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren; sie werden vom menschlichen Körper nicht selbst hergestellt und können nur mit der Nahrung aufgenommen werden. Der Gourmet schätzt am Welsh Black-Rindfleisch weitaus mehr diese Eigenschaften: Feines Aroma, zarte Faser und ausgewogene Fett-Anteile – also ideale Voraussetzungen für ein Roastbeef à la Anglaise.

Aber damit nicht genug: Walisisches Lammfleisch ist zu Recht weltberühmt (Must-Try: Gebratenes Lamm in Minzsauce!), das Kalbs- und Rindfleisch in der Küche von Wales nicht hinweg zu denken (insbesondere in Carmarthenshire und Pembrokeshire) und die Walisische Küste liefert von Herzmuscheln bis zu den Anglesey-Austern auch allerlei Gaumenschmeichler für das fischverwöhnte Herz.

Was die letzte Köstlichkeit der Küstenregion anbelangt, so gehört ein bisschen Mut dazu, zumindest für Besucher von außerhalb. Denn jeder echte Bewohner von Wales liebt das «Laverbread», den dicken Brei aus Seetang. In Wales ist er eine Delikatesse. Vor dem Verspeisen muss das Algengewächs gute zehn Stunden vor sich hin köcheln. Es kann heiß oder kalt gegessen werden - beziehungsweise als Beilage eines echten Welsh Breakfast, mit Rührei, Bohnen und Würstchen.


Blauschimmelkäse

Köstliche Käsesorten finden sich in Wales auf den Käsebrettern zuhause und in Restaurants zuhauf, von den bekannteren Caerphilly, Tintern und Y Fenni bis zu Black Bomber und Peri Las, die den Ruf und die Vorzüglichkeit walisischer Käseproduzenten weiterführen.

Besonders stolz ist man in Wales aber auf seinen berühmten Blauschimmel-Käse: Gorau Glas. „Gorau“ ist das walisische Wort für „am besten“, „Glas“ für „blau“. Inzwischen degradiert Gorau Glas im gesamten Vereinigten Königreich – und nicht nur in Wales – den Roquefort zum zweitbesten Blauschimmel-Produkt in den Käseregalen.


Süßes nicht vergessen

Als krönender Speisenabschluss und auch für Zwischendurch darf in Wales, man lehnt sich an die englischen Einflüsse an, natürlich die Tea-Time nicht fehlen. Was dazu passt? «Welsh Cakes», die etwas süßere unter den walisischen Spezialitäten. Die Backwaren sehen aus wie kleine Pfannkuchen, mit Rosinen bestückt und mit Puderzucker verziert. Auch ein Klassiker: Bara Brith. Dabei handelt es sich um ein Früchtebrot - aus Restbeständen. Teig, der vom Brotbacken übrig bleibt, wird mit Früchten gespickt, die über Nacht in kaltem Tee gelegen haben.


Nicht einfach nur ein Karamell-Bonbon

Die im Westen der britischen Insel ansässigen Waliser haben sich keinen Namen als Schnapsbrenner oder Bierbrauer erarbeiten können, wie man es in Schottland und England tat - Eine Kultmarke wie Guinness oder prominente Whisky-Labels findet man hier nicht. Während kreative Genussmittel-Designer sich anderswo als Edelschnaps-Produzenten oder Weinbauern verwirklichen, werden in Wales solche Köstlichkeiten hergestellt wie die Karamell-Bonbons von Virginia Teague.

Ihr Vanilla Fudge lässt sich nur mit den Worten eines völlig enthusiasmierten Weinliebhabers beschreiben. Denn diese Zucker-Sahne-Komposition überzeugt durch ein ausgewogen harmonisches Zusammenspiel von Säure und Süße. Bei allem Körperreichtum dominieren hier die milden Anteile gegenüber der Adstringenz. Das Bukett erreicht seinen Höhepunkt in einem überaus nachhaltigen Abgang, der den Genießer eindringlich ermahnt: Sag nie wieder „Karamell-Bonbon“ zu einem dermaßen sorgfältig ausgebauten Vanila Fudge.

Und für alle, denen das dennoch kein Wein- und Biervergleich ist, die sollten zum hervorragenden Walisischen Apfelwein greifen. Zu den Spitzengewinnern gehören Blaengawney Cider und Gwynt Y Ddraig und die eignen sich ganz besonders dazu, den Abend in stiller Ein- oder Zweitracht ausklingen zu lassen.

Warenwert :