Menschen

Ferdinand Raimund

Denkmal
Menü des Lebens

Es wirkt fast ein wenig arrogant und überheblich, wie der Ferdinand Raimund von seinem Denkmal herabzublicken scheint … und das mag so gar nicht zu dem humorvollen Bild des tragisch-komischen Lebemanns passen, das wir aus der Literatur von ihm kennen.
Raimunds Leben begann verhältnismäßig genussvoll, als er im Alter von 14 Jahren eine Lehre in der damaligen Zuckerbäckerei Dehne, dem späteren Demel, begann. Hier war er unter anderem für die Versorgung des alten Burgtheaters mit Mehlspeisen zuständig: Ein unterirdischer Gang führte von der Konditorei im damaligen Palais Arenberg direkt zum Bühneneingang des vis-à-vis gelegenen Burgtheaters. Als einer der sogenannten »Numeros« (nummerierter Laufbursche) servierte er charmant Mehlspeis' und Veilchensirup. Schnell fiel der schlagfertige Bursche vor allem den weiblichen Akteuren aufgrund seiner schauspielerischen Begabung und seines unnachahmlichen Schmäh auf. Es ist nicht bekannt, ob es die Liebe zur holden Damenwelt oder doch die Schauspielerei war, weshalb er sein Handwerk an den Nagel hängte, um sich einem Provinztheater anzuschließen.
Prägend für seine Bühnenstücke waren sicher eher die Damen, wenngleich er auch der Kulinarik treu geblieben ist. Sein Fortunatus Wurzel aus dem Stück »Der Bauer als Millionär« rezitiert ein Menü als Metapher für das Menschenleben, und zu diesem Menü wären »alle Leut' der Welt zum Essen eingeladen«. Raimund skizziert in diesem Werk eine klassische Speisenfolge aus dem Biedermeier mit Suppe, Rindfleischgang mit Boeuf à la mode, diversen Zwischengerichten, einem weiteren Fleischgang mit Braten und schließlich noch ein paar Schnecken, bevor Dessert und Konfekt aufgetischt werden. Es könnte alles so schön sein, wäre da nicht das leider nur wenig erfreuliche Ende: »Der Totengräber, ach herrje! Bringt dann die Tasse schwarz Kaffee.«

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