Kaiserpavillon
Der Tiergarten Schönbrunn wurde 1752 von Kaiser Franz I., dem Gatten Maria Theresias, im Schlosspark von Schönbrunn gegründet. Damals bezeichnete man die Anlage als »Menangerie«, die Tiere waren in zwölf großen Freilandgehegen – sogenannten Logen – untergebracht. Im Jahre 1759 ließ der Kaiser dann diesen wunderbaren barocken Prachtbau errichten, der inzwischen als »Frühstückspavillon des Kaisers« bekannt ist. Heute ist hier ein Café-Restaurant untergebracht und unter dem frisch restaurierten Kuppelfresko darf man sich durchaus wie ein Kaiser fühlen, auch wenn man selbst nicht »durchlaucht« ist.
Der Kaiserpavillon ist aber noch aus einem anderen Gesichtspunkt sehr interessant, denn ihm schräg gegenüber liegt das Giraffenhaus. 1828 kam die erste Giraffe als Geschenk des Vizekönigs von Ägypten nach Wien. Für sie wird das Logenhaus, welches eigentlich Stelzvögel beheimatete, umgebaut. Dreißig Jahre später wird hier die erste Giraffe auf europäischem Festland geboren.
Die erste Giraffe wurde von den Wienern begeistert aufgenommen und man veranstaltete dem damaligen Usus entsprechend ein Ehrenfest. Dieses Giraffenfest verlangte natürlich eine neue kulinarische Spezialität und das war der Giraffen-Reis, ein mit Baiser überbackener Milchreis-Auflauf. Reisauflauf-Rezepte gibt es in der Wiener Küche bis heute zahlreiche, von ganz einfachen, die nur aus mit gefärbtem Eischnee überbackenem Milchreis bestehen, bis hin zu sehr aufwendigen Rezepturen, die Rosinen, Mandeln, exotische Früchte und die damals fast unerschwinglich teure Vanille erfordern.
Als dann die arme Giraffe an Rachitis starb, eine eilends neu herbeigeschaffte aber nicht mehr die Sensation war, wurde der somit ebenfalls »unmodern« gewordene Giraffen-Reis 20 Jahre später nach dem Sieger von Custozza umbenannt und hieß fortan Radetzky-Reis.
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