Menschen

Lainzer Tiergarten

Parkanlage
Die Geschichte vom "Armen Schlucker"
Kaum war draußen vor den Toren Wiens zur Jagd geblasen worden, brachen in Wiens Küchen und Gasthäusern die »Wildwochen« aus –ein bis heute üblicher, alljährlich auftauchender Usus. Wildbret war so beliebt, dass es schon frühzeitig nicht nur aus der freien Wildbahn kam, sondern auch aus Gehegen wie dem »Hirschengarten« im Prater. Hasen, Rebhühner und Fasane kamen aus dem Marchfeld, Rehe und Hirsche aus den Donau-Auen und Wildschweine aus dem Wienerwald.
Aus dem Jahre 1457 stammen Überlieferungen zu einem »Thier- und Saugarten« zu Laab im Walde und belegen, dass hier der Kaiserhof sein Jagdrecht ausgeübte, das ja seit 1156 ein Recht des Adels und des Klerus war. Kaiser Joseph II. hob 1786 das Jagdmonopol auf, ließ aber gleichzeitig um sein eigenes Jagdrevier – den heutigen Lainzer Tiergarten – eine 22 Kilometer lange Mauer bauen, um seine Wildschweine vor fremden Zugriffen zu schützen. Den Zuschlag für den Bau bekam ein Baumeister namens Philipp Schlucker, dessen Angebot das niedrigste war – so niedrig, dass Kollegen und Volk befürchteten, dass er daran pleitegehen und verarmen würde. Und obwohl er nicht nur die Mauer vollendete, sondern noch viele weitere Projekte erfolgreich ausführte, ist der Begriff vom »armen Schlucker« bis heute gebräuchlich.
Obwohl bereits seit 1918 öffentlich zugänglich, ist der Lainzer Tiergarten erst seit den 60er Jahren vorigen Jahrhunderts das, was er heute ist: ein beliebtes Wander- und Naherholungsgebiet. Erholt haben sich auch die Bestände an Wildschweinen, welche in Zeiten der Sowjetbesatzung zwischen 1945 und 1955 nahezu ausgerottet wurden. Dennoch sind Alt-Wiener Klassiker wie »Gekochtes Wildschwein mit Hagebuttensauce«, »Wildschweinblutwurst« oder der hoch gelobte »Gefüllte Wildschweinkopf« sehr selten geworden, weshalb der heutige Wildschwein-Connaisseur zwar kein »armer Schlucker«, aber doch ein »armes Schwein« ist.
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