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Naschmarkt

Märkte & Markthallen
Internationales Kulturzentrum zum Thema "Essen und Trinken"

Das ehemalige k.u.k. Wien, welches in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nach der Schleifung der Stadtmauern und nach der Eingemeindung der Vororte (z.B. Grinzing, Nussdorf, Ottakring etc.) zur Großstadt wurde, bot auf vielen kleineren und größeren Märkten „Am Schanzl“, „Am Hof“ oder eben dem zentral gelegenem „Naschmarkt“ ein Lebensmittelangebot von geradezu überwältigender Fülle an. Viele dieser Märkte konnten sich behaupten, wenngleich sich ihr Gesicht gehörig gewandelt hat. So wurde beispielsweise der „Brunnenmarkt“ zu einem orientalischen Bazar, fest in türkischer Hand. Der „Naschmarkt“, Wiens größter und bekanntester Markt hingegen zu einem internationalem Kulturzentrum zum Thema „Essen und Trinken“, mit Standlern aus Österreich, Italien, Russland, Griechenland, Türkei, Iran, Irak, Usbekistan, Ägypten, Marokko, China, Korea, Japan u.v.m. Sie alle feilschen, handeln und arbeiten hier in friedlichster Einigkeit zusammen, egal ob Christ, Jude oder Moslem!

Der seit 1786 bestehende Naschmarkt ist mit rund 2,3 Hektar der größte Detailmarkt Wiens. In der jetzigen Form wurde er 1916 von Otto Wagner geplant. Im Jahr 1905 erhielt der ehemalige Kärntnertormarkt einen offiziellen Namen, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. Tatsache ist, dass der Markt von der Wiener Bevölkerung zuerst mit "Aschenmarkt" und schon ab circa 1820 als "Naschmarkt" bezeichnet worden war. Für die Bezeichnung "Aschenmarkt" gibt es zwei Herkunfts-Thesen: Vor dem Freyhaus hatte sich an der Stelle einer früheren städtischen Aschen- und Mistablagerungsstätte ein kleiner Milchmarkt etabliert weshalb die Vermutung besteht, dass die WienerInnen deshalb ihren neuen Markt als Aschenmarkt bezeichneten. "Asch" war aber auch eine gängige Bezeichnung für den aus Eschenholz gefertigten Milcheimer. Bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts begann sich die Bezeichnung "Naschmarkt" durchzusetzen, möglicherweise eine Verballhornung der alten Bezeichnung im Hinblick auf hier erhältliche Leckereien, denen seit Anbeginn seines Bestehens nicht nur der Nimbus von vielseitigen Viktualien und Leckereien, sondern auch der Hauch ferner Länder und der großen weiten Welt anhaftete.
Es ist wahrlich eine Freude die verschiedenen Spezialitäten und Genüsse zu verkosten, die Mentalitäten kennen zu lernen und bei einigen Gläsern Wein dem bunten Treiben zuzusehen. Ein Treiben voller Farbe, Wellen und Wogen unterschiedlichster Düfte und Gerüche, ein die Sinne betäubendes Durcheinander von Stimmen und Geräuschen, rege Geschäftigkeit auf der einen Seite, Muße und wählerisches Begutachten der Waren auf der anderen. Ja, der Naschmarkt ist unzweifelhaft der größte Bauch von Wien, in den man einfach eintauchen muss! Hier gibt es nahezu alles, was man an Viktualien begehren kann, bis hin zu den ausgefallensten und exotischsten Genüssen. Und die meisten Waren stammen aus bäuerlicher (teilweise sogar BIO-) Landwirtschaft, was hervorragendste Qualität garantiert.
"Wolle Rose’ kaufen?!“, schreit ein kleiner Ägypter und hält ein Büschel mehr oder weniger blühender Blumen in der Hand, „Koste’ Sie, gute Oliven, die Besten!“ ruft’s gegenüber und dazwischen preist ein Standler sein Gemüse als das schönste und billigste von Wien an! Hier begrüßt dich der Fleischhauer „Was brauch ma denn heut?!“ und weiter vorn möchte man mit frisch gebratenem Kebab punkten, während der Duft von Knoblauch und Zwiebeln eher zu Stehachterl und Gulasch animiert.
Ja, die Berge von Äpfel, Birnen, Kürbissen, Kohl, Gurken, Kohlrabi, Salaten, Rüben, Zwiebeln, Kartoffeln, Kräutern, Gewürzen, Wild, Fleisch, Fisch und Geflügel wollen genauso unter die Leute gebracht werden, wie die aromatischen Salzgurken oder das herrliche Champagnerkraut, welches „die Herrschaften“ bitteschön ihrer Gesundheit zulieben vorziehen mögen! Der Naschmarkt ist ein richtiges Schlaraffenland, das allzu leicht darüber vergessen lässt, welch harte Arbeit für die Standler dahinter steht: 14 bis 16 Stunden Tage sind keine Seltenheit, um die verwöhnten Gäste befriedigen zu können.
Gegen Abend lässt das Getriebe dann nach. Die Gassen zwischen den Ständen leeren sich und die Putzkolonnen tauchen auf, einige Strotter suchen nach Resten, während eingefleischte „Draher“ (sinnesfrohe Zechkumpanen, auch Lebeleute) wirklich und „ganz ehrlich“ das vorvorletzte Stehachterl zu sich nehmen – versprochen! Die hungrigen Mägen Wiens sind versorgt; bis morgen jedenfalls.
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