Outlet-Center
Das Burgenland war einst tatsächlich eine strukturschwache Region. Allerlei Versuche und Bestrebungen wurden daraufhin unternommen, die wirtschaftliche Lage zu verbessern und dabei setzte man vor allem auf den Tourismus. Doch zu welch grandiosen Ideen die Freizeitwirtschaft mitunter fähig ist, kennen wir aus vielen leidgeprüften Regionen.
Tatsächlich kamen dann in den 80er Jahren sogenannte »Experten« auf die (aus heutiger Sichtweise nur als »wahnwitzig« zu bezeichnende) Idee, dass man im Haniftal (zwischen Parndorf, Neusiedl/See und Jois) eine Art Disneyworld errichten könne.
Die darauffolgende Debatte wurde nicht immer vornehm geführt, es kam zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern, die dahingehend ausarteten, dass Straßen und Feldwege gesperrt wurden, Politiker regelrecht ausrasteten und viele Grundeigentümer Dollarscheine vor den Augen hatten oder sich gar bereits in Dagoberts Speicher wähnten. Das Projekt wurde letztlich nicht verwirklicht, weil Umweltschützer und WWF feststellen, dass im Haniftal ein seltener – und daher streng geschützter – Vogel namens Ortolan nistet.
20 Jahre später wurde eine neue Idee real: ein Outlet-Center sollte der Region neue wirtschaftliche Impulse geben. Beim Bau wurde aber von Vorneherein darauf geachtet, dass nicht irgendeine schnöde Immobilie die Landschaft verschandelt, sondern dass die Architektur zum traditionellen Stil des Burgenlands passt. Daher ist das Outlet Parndorf mit mehr als 170 Designer-Läden zwar eines der größten Europas, dennoch nicht störend, weil die niedrige, umsichtige und stilgerechte Bauweise wie ein kleines burgenländisches Dorf wirkt. Und so beweist dieses Projekt, dass Wirtschaft und Landschaftsplanung sehr wohl konform gehen können und niemand spricht mehr davon, dass auch die Betreiber des Outlet einst einen Freizeitpark einrichten wollten … der aber nicht genehmigt wurde.
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