Menschen

Riesenrad

Objekt
"Knacki-Fracki" mit Vergnügen

Der junge Kaiser Joseph II. – Sohn Maria Theresias – wollte neue, sparsamere Wege gehen. So zog er einen Schlussstrich unter den höfischen Speiseüberfluss und strich sogar den armen Hof-Papageien ihre tägliche Tokayer-Ration. Er aß am liebsten Selchfleisch mit Kraut, das so zum »Kaiserfleisch« wurde.

Seine Untertanen dachten da anders und machten Ende des 18. Jahrhunderts Wien zu Europas führender lukullischer Metropole. Ausgerechnet der sparsame Kaiser löste die ungewollte Welle der Prasserei aus, indem er 1766 den Prater für die Allgemeinheit freigab und damit den Grundstein für den größten Vergnügungspark Europas legte. Mit der Erlaubnis der Gastronomie am 19. April 1766 war der Wurstelprater mit all seinen kulinarisch-erotischen Attraktionen zum Leben erweckt und bereits im selben Jahr wehte einem aus mehr als 50 Hütten der Duft von Wein, Bier, Bradelbratern, Fleischselchereien, Langos, Knoblauch, Lebkuchen, Krapfen, Zuckerwerk und Parfüm um die Nase – ein bis heute unergründliches, olfaktorisches Reich unterm Riesenrad.

Hinzu kamen ambulante Verführungen von Salamucci- und Mandolettiverkäufern, denen der Verkauf ihrer Waren in der Innenstadt verboten war, und dazwischen kokettierten aufg'maschelte Praternymphen. Der Prater wurde zur größten Fressmeile Europas, zu einem weitbekannten Schlaraffenland, das 1846 nicht weniger als 54 konzessionierte Wein- und Bierschänken mit abertausenden Sitzplätzen zählte.

Unterm Riesenrad soll auch der erste Hotdog der Welt entstanden sein: Johan Georg Lahners Urenkel Leopold hatte die glorreiche Idee, die Wurst samt Senf phallusgleich in einen ausgehöhlten länglichen Wecken zu stecken, damit man sie leichter aus der Hand essen konnte. Er nannte das Ding »Knacki-Fracki« (Knackwurst im Frack) und wurde ein wohlhabender Mann – weil es dem Prater an einem nie mangelte: Gäste, die sich an Pikanterien erfreuen!

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