Sa Dragonera
Früher versteckten hier Piraten ihr Diebesgut, heute wuseln einzigartige Eidechsen über das Eiland: Mallorcas kleine Schwesterinsel Sa Dragonera hat eine wilde Vergangenheit - und eine tierisch lebendige Gegenwart.
Auf Sa Dragonera fallen die Drachen recht mickrig aus. Gerade einmal zehn Zentimeter lang werden sie, in puncto Mut aber stehen sie den geflügelten Ungeheuern aus der Fabelwelt in nichts nach. Sie sind flink, listig und beißen den Touristen gerne einmal in die Hand, wenn er nichts zu fressen mitbringt. Drachen... Dragonera... Viele Touristen und auch einige Einheimische nehmen an, der Name der 1995 zum Naturpark erklärten Insel stamme von ihrer Form. Am Hafenkai in Sant Elm auf Mallorca, an dem das Fährschiff zur nur 800 Meter entfernten Insel ablegt, versucht dann der ein oder andere, die Drachenform zu erkennen. Und mit etwas Fantasie gelingt das auch.
Denn je länger man hinschaut, desto mehr erinnert die Insel wirklich an einen schlafenden Drachen, dessen Schwanzschuppen in die Luft ragen. Sie sind die Fortsetzung des Tramuntana-Gebirges im Nordwesten Mallorcas. Dragonera ist gerade einmal 4,2 Kilometer lang und 900 Meter breit. Doch ihre dem Meer zugewandte Nordwest-Seite ragt bis zu 353 Meter in die Höhe. Die Steilklippen fallen hier spektakulär mehrere hundert Meter senkrecht in die Tiefe ab.
Schatzsuche in der Räuberbucht
Auf der Spitze Sa Dragoneras thront der Leuchtturm Far Vell, den man auf einer knapp drei Stunden dauernden Wanderung besuchen kann. Die dem Land zugewandte Südost-Flanke läuft hingegen in eine flache Felsküste mit einsamen Buchten, Höhlen und Grotten aus. Die größte Bucht ist die Cala Lladó. Und wer einmal die unbebaute Küste Dragoneras entlang wandert, kann das Gefühl, eine Zeitreise ins Mallorca des 19. Jahrhunderts zu machen, bezeugen.
Fast stündlich fährt Kapitän Pep mit seiner "Margarita" von Sant Elm hinüber in die "Räuberbucht". Hier legten schon vor Jahrhunderten Piraten an, um ihr Diebesgut zu verstecken. Bis weit ins 20. Jahrhundert waren es dann Schmuggler, die auf Dragonera sich und ihre Ware wie Kaffee, Zucker und Tabak vor der Polizei verbargen. Von der Räuberbucht führt dann ein wunderschöner, gut ausgebauter Wanderweg zum südwestlichen Leuchtturm an der Cala Llebeig. An ihrem Rand fallen die Klippen beunruhigend tief ab.
Nach Rosmarin duftende Steilküste
Der Weg zu ebendiesem Leuchtturm bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf die Steilküste Mallorcas bei Andratx. Der Duft von Rosmarin begleitet jeden Schritt und Tritt. Abgesehen von einigen wilden Olivenbäumen und Mittelmeer-Pinien ist die Insel allerdings recht karg. Es wachsen vor allem Heidekraut, Kreuzdorn und Zwergpalmen.
Kurz vor dem Leuchtturm erreicht man dann noch einen Jahrhunderte alten Wachturm mit einer Kanone. Die Mallorquiner mussten schweres Geschütz auffahren, um die angriffslustigen Seeräuber der Balearen fernzuhalten. Später kam die Gefahr für Dragonera aus einer anderen Richtung. 1977 waren es die Naturschützer, die sie verteidigen mussten. Damals war geplant, die gesamte Insel zu verkaufen und in ein Luxus-Resort mit Hunderten von Apartments zu verwandeln. Spontan besetzten rund 400 Umweltschützer die Dracheninsel. Mit Erfolg: Heute gehört sie zu einem der am besten erhaltenen Naturparks der Balearen.
Übrigens ein interessanter Fact: Sa Dragonera ist das reinste Vogelparadies, die sich hier mit den winzigen Drachen erstaunlich wohl zu fühlen scheinen.
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